Mülheim. . Die Stadt Mülheim hatte in den Plänen zur Umgestaltung der Leineweberstraße das öffentliche WC gestrichen. Die Politik reagierte prompt: Die Toilette sei notwendig, denn es gebe nicht viele stille Örtchen in Mülheim. Die Stadt sieht das anders.

Ein kleines Geschäft wird wieder zum größeren Thema: Die Stadt hatte in den Plänen zur Umgestaltung der Leineweberstraße das öffentliche WC gestrichen, ein Versehen, das schnell korrigiert wurde. Aber die Politik reagierte prompt: Hände weg von der Toilette! Teuer sei sie gewesen, notwendig allemal und das weitere Angebot, um mal schnell in der Innenstadt zu verschwinden, sei ohnehin nicht groß, heißt es.

Am Bahnhof baut die Bahn derzeit ein WC. Wann es zur Verfügung stehen wird, ist noch offen. Selbstverständlich war der Bau nicht, obwohl der öffentliche Druck groß war. Die OB selbst setzte sich für die Anlage dort ein, um die sich die Stadt demnächst kümmern wird. Im Forum wird gebaut, auch dadurch kommt es zeitweise zum Engpass bei der WC-Nutzung. Der Kaufhof als Zufluchtstätte steht nicht mehr zur Verfügung, ebenso die Toilette im Rathaus seit der Umbauphase, und die unterirdische WC-Anlage an der Friedenstreppe dürfte wohl für immer aufgegeben sein. „Nicht zumutbar“, sagt Klaus Beisiegel im zuständigen Baudezernat. Notstand bei den öffentlichen Toiletten?

Nein, sagt Beisiegel und macht darauf aufmerksam, dass neben dem Bahnhof öffentliche Toiletten im Forum, im Medienhaus und eben auf der Leineweber zur Verfügung stehen. „Wir werden auch bei der Umgestaltung des Rathausmarktes wieder eine WC-Anlage dort errichten.“ Und auch im sanierten Rathaus werde künftig keiner weggeschickt, der mal die Toilette benutzen wolle, auch wenn diese nicht als öffentlich ausgeschildert sein wird. Zudem, so Beisiegel, gebe es ja auch noch die Anlage am Wasserbahnhof. Das sollte aus Sicht der Stadt reichen.

"Nette Toilette" eine Idee für Mülheim

Die SPD will sich damit nicht zufrieden geben, denkt vor allem an die größere Zahl der älteren Menschen in der Stadt und wird in Kürze das Thema in Ausschüssen diskutieren. Eine Idee dazu liefert der Vorsitzende der SPD-Stadtmitte, Constantin Körner, gleich mit, auch wenn es eine „abgeguckte“ ist: die nette Toilette. „Das wäre auch was für Mülheim“, meint Körner.

Dahinter verbirgt sich ein Konzept der Stadt Aalen, das bereits von 110 Städten und Gemeinden bundesweit kopiert wird. In Aalen stand man vor dem Problem wie in vielen Kommunen: Es gibt zu wenige öffentliche Toiletten, die Errichtung ist teuer, ebenso sind es Pflege und Wartung. Bei der „netten Toilette“ öffnen Gastwirte auch für Nicht-Kunden ihr WC. Im Gegenzug unterstützt die Stadt den Gastronomen finanziell bei der Pflege. Das kommt, so Körner, bei den Bürgern gut an. „Nicht wenige bleiben dann auch noch in der Gastronomie und trinken dort ihren Kaffee.“