Mülheim.

Zweieinhalb Wochen lang steht im Rhein-Ruhr-Zentrum (RRZ) der Lokus im Fokus. Denn dort ist im zweiten Erdgeschoss bis zum 24. März eine Toiletten-Ausstellung der Emschergenossenschaft zu sehen. Diese ist zwar „Besetzt“ – das Eintreten aber dennoch erwünscht.

Mitten im Einkaufszentrum hat die Emschergenossenschaft 21 Plumpsklos platziert: Eintreten und Angucken erlaubt, benutzen verboten. Schließlich handelt es sich bei den stillen Örtchen um Ausstellungsflächen. „Sie sollen keine Ersatztoilette fürs RRZ sein“, lacht Jochen Stemplewski, Vorstandsvorsitzender des Abwasser-Unternehmens. Ihm sei es ein „dringendes Bedürfnis“ aufzuklären, das Entstehen und den Nutzen des Abwassersystems zu erklären und Zusammenhänge zu erläutern. Denn: „Die Wenigsten Menschen wissen, was passiert, wenn man die Spülung betätigt.“ So geht es in der Ausstellung nicht nur um große und kleine Geschäfte, sondern um die Geschichte.

Literarisches darf nicht fehlen

So dürfen Besucher durchs Schlüsselloch im Film-Klo schauen, sich aufs (zugeklappte) Hygiene-Klo hocken, im Wohn-Klo niederlassen oder auf dem Kunst-Klo verweilen. In gleich drei WCs geht’s um den geschichtlichen Teil der Toilettenkultur. Um den Ausbau des Kanalisationsnetzes in Europa, um die Gründung der Emschergenossenschaft oder den Abfluss und die Reinigung des Abwassers in der Region. Immerhin: „Ein Teil des Mülheimer Abwassers landet über den Borbecker Mühlenbach in der Emscher.“ So auch das Abwasser des Rhein-Ruhr-Zentrums und der angrenzenden Wohngebiete.

Hinter den Türen verbergen sich Keramikabteilungen, Donnerbalken, Bürsten, Blümchenkacheln und Poster von Frank Zappa. Seine Songtexte sind auf Klopapier verewigt, seine Lieder klingen aus den Boxen. „Wände sprechen Bände“, The Boss was here“ oder „Anschiss ist die beste Verteidigung“ – auch Literarisches darf nicht fehlen. Texte übers Örtchen und solche, die man an diesem liest.

Ein wichtiger Bestandteil der Sanitärkultur

Angesichts der Ein- und Zweideutigkeiten muss auch Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld etwas schmunzeln. Diese ungewöhnliche Toilettenschau ins Rhein-Ruhr-Zentrum zu holen, war ihre Idee. Sie weiß: „Die Toilettenhäuschen sind ein wichtiger Bestandteil der Sanitärkultur.“ Überzeugt habe sie letztlich der künstlerische Ansatz der Ausstellung. „Schließlich eröffnet die Kunst neue Blicke auf bekannte Dinge.“ Das RRZ sei ein Standort, an dem man besonders viele Menschen erreiche – mehr als bei einer Ausstellung im Rathaus.

Wem das alles stinkt, sollte womöglich das Technik-Klo aufsuchen. Dieses erzählt die jahrhundertealte Geschichte vom Kampf gegen den Geruch.