Mülheim. .
Die Schlägel treffen zielsicher den richtigen Ton. Erika Darge und Marlies Holtmann sitzen entspannt vor dem Xylophon, den Blick auf die Aufschlagstäbe gerichtet. Der Klang des Instruments füllt den Raum; mal spielen alle dieselbe Melodie, mal improvisieren sie. Dann stimmt Kursleiterin Monika aus der Fünten ein Lied an.
Xylophon spielen und dazu singen – für die Damen ist das kein Problem. Beide sind mit Musik aufgewachsen und fanden nach Jahren zu ihr zurück: Mit über 70 Jahren nutzen sie das Kurs- und Workshop-Angebot der Musikschule.
Der Zusatz „Jugend“ fiel 1996 weg
1996 wurde aus der „Jugendmusikschule“ kurzerhand eine „Musikschule“. Die Zielgruppe wurde so größtmöglich erweitert: Menschen jeden Alters sollten musikalische Angebote im Haus finden. Zunächst waren musikalische Früherziehung und musikalische Späterziehung in einem Fachbereich vereint; inzwischen ist Ersteres ein eigener Bereich und Letzteres wird nicht mehr so genannt. „Wir sind alle erwachsen, wir müssen niemanden mehr erziehen“, sagt Monika aus der Fünten, die den Kurs „Musik bewegt“ leitet. Vielmehr geht es ihr darum, Spaß an der Musik zu vermitteln. Vorkenntnisse sind nicht nötig. Voraussetzung ist laut der Kursleiterin nur, unvoreingenommen zu sein, es gelte die Grundregel: „Lass dich darauf ein.“
Für Erika Darge und Marlies Holtmann ist Musik ein Stück Jugend. Beide haben Instrumente erlernt, spielten auf ihnen mit viel Freude, doch blieb im Alltag lange keine Zeit mehr dafür. „Für mich“, sagt die 71-Jährige Marlies Holtmann, „ist viel Nostalgie dabei.“ Das Musizieren erinnert sie an ihre Kindheit. „Wir singen die alten Lieder, die wir in der Schule gesungen haben.“
Senioren schätzen die Geselligkeit
Die Geselligkeit schätzt die 75-jährige Erika Darge zudem, das Zusammensein mit anderen Menschen und das gemeinsame Musizieren. Zwischen 63 und 94 Jahre alt sind die Teilnehmerinnen, die zu Monika aus der Füntens Kurs kommen. Über bis zu zwölf Wochen gehen Kurse jeweils. Die zeitliche Begrenzung, sagt Peter Ansorge, ist eine Besonderheit dieses Fachbereichs, den er leitet. Menschen sollen (wieder) in die Musik hineinschnuppern und (sich) ausprobieren. „Das machen wir in enger Abstimmung mit der Volkshochschule, damit wir keine Dubletten anbieten oder in Konkurrenz zueinander treten.“
52 Euro kostet der Kurs „Musik bewegt“ – die untere Gebührengrenze. „Das geht bis zu 277,50 € für Einzelunterricht“, nennt Peter Ansorge konkrete Zahlen. Denn neben dem niederschwelligen Umgang mit Musik gibt es auch Angebote wie „Klavier für Wiedereinsteiger“ oder Gesangsunterricht. Um ein Instrument zu erlernen, sei es nie zu spät, ist Ansorge überzeugt: „Musik ist eines der schönsten Hobbies. Sie bewegt – im Kopf und in der Seele.“