Mülheim. Jeder Wissenschaftler-Wunsch ist ihnen Befehl. Wenn die MPI-Forscher für ihre Versuche spezielle Apparaturen benötigen, Stephan Syring und Udo Klar bauen sie
Energie - wer das Wort hört, dem fällt sofort noch ein zweites ein: Wende. Aber was soll sich in der Art und Weise, wie wir mit Energie wirtschaften, eigentlich ändern? Vieles, und Mülheim könnte zu einem Wendepunkt werden. Dafür sorgt das Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion. Die NRZ öffnet ihnen die Türen zum Institut und stellen die Menschen vor, die dort arbeiten.
Für die Zwei ist ihr Arbeitsplatz wie ein Paradies. Denn Stephan Syring und Udo Klar machen das, wovon sie schon immer geträumt haben: sie bauen den ganzen Tag. Auf die Bedingungen, unter denen die beiden Mechaniker schrauben, drehen und bohren, können nicht nur Heimwerker neidisch sein, sondern es sind auch ihre Kollegen, die in der Industrie arbeiten: Denn jeder Tag ist hier anders. Langweilige Routine hat sich in der Werkstatt noch nicht eingeschlichen – und beide sind schon lange mit dabei, Klar wie Syring fast jeweils drei Jahrzehnte.
„Der Standard bei uns heißt: Wir können alles“, sagt Stephan Syring. Und was die Abwechselung angeht: „Wir entwickeln eigentlich nur Prototypen.“
Denn jedes Problem ist anders - konkreter: jeder Wissenschaftler-Wunsch ist anders. Und hier verstehen sich die Mechaniker als Dienstleister: Die Wünsche der Forscher sind ihnen Befehl. Allerdings ist es gar nicht so einfach, den konkreten Auftrag immer heraus zu lesen.
Jeder Fall ist anders
„Die Wissenschaftler kommen zu uns. Und schildern ihren Fall. Sie brauchen irgendeine Apparatur für ihre Arbeit im Labor.“, erklärt Stephan Syring. Was genau, das ist ganz unterschiedlich: Mal geht es um eine bestimmte Halterung bei einem Versuchs-Aufbau, manchmal muss eine Folie zugeschnitten oder ein Loch gebohrt werden.
Am Anfang steht meistens eine Bleistiftskizze. So ein Zettel liegt auch jetzt vor Udo Klar: „Die Skizze ist das Ergebnis eines ersten Gedankenaustauschs.“ In diesem Fall benötigt der Forscher für einen Versuch eine spezielle Halterung, in der ein Reagenzglas befestigt werden kann. In das Glas muss aber auch ein kleines Loch gebohrt werden. Allerdings soll nicht ständig durch diese Öffnung die Substanz austreten können. Also hat Klar einen Schaltmechanismus entwickelt. Ein Klick und die Klappe vor dem Loch öffnet sich, ein zweiter und es ist wieder geschlossen. „Das ist das Ergebnis von zwei Tagen Arbeit. Jetzt überlege ich noch, wie man den Schalter am einfachsten betätigen kann: Über eine Schnur oder doch lieber per Knopf? “ Bevor der 52-Jährige eine endgültige Entscheidung fällt, wird er wohl noch einmal mit dem Wissenschaftler sprechen.
Fräsen auf besondere Art
Besonders stolz sind die Zwei aber auf ihre riesige Fräsmaschine. „Sie kann nicht nur horizontal oder vertikal fräsen, sondern auch Rundungen herausschneiden. Das ist schon etwas Besonderes“, erläutert Stephan Syring. Rund 100 000 Euro hat die DMU 50 im Jahr 2007 gekostet - eine Investition, die sich gelohnt hat. „Es gibt kein Material, das wir nicht bearbeiten können.“
Syring holt zum Beweis ein Anschauungsobjekt der besonderen Art hervor, es steht in der Werkstatt auf der Fensterbank: Die Skulptur eines Frauen-Körpers, aus Peek, einem speziellen Kunststoff, herausgefräst. Und in der Tat, Rundungen kann man hier gut erkennen.
„Das kommt auch immer bei den Schülern gut an, die uns am Boy’s oder am Girl’s Day besuchen“, berichtet Syring. Vier Auszubildende arbeiten zurzeit in der Werkstatt. Syring und Klar haben auch mal als Azubis hier angefangen. „Ich war dann zwar zwischendurch in der Industrie und habe dort gearbeitet“, erzählt der 46-jährige Syring. „Aber ich bin sehr gerne wieder ins Institut zurückgekommen. Denn hier ist die Arbeit einfach abwechselungsreicher.“ Er ist sicher, dass es auch in Zukunft keine Routine geben wird.