Igor Schapiro ist Doktor der Quantenmechanik. Wenn seine Arbeit am Max-Planck-Institut zu anstrengend wird, spielt er Tischtennis
Energie - wer das Wort hört, dem fällt sofort noch ein zweites ein: Wende. Aber was soll sich in der Art und Weise, wie wir mit Energie wirtschaften, eigentlich ändern? Vieles, und Mülheim könnte zu einem Wendepunkt werden. Dafür sorgt das Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion. Die NRZ öffnet ihnen die Türen zum Institut und stellen die Menschen vor, die dort arbeiten.
Ein Griff und die Schublade schnellt nach vorn: Unterlagen und Bücher übereinander gestapelt – anders erwartet man es nicht bei einem Wissenschaftler-Schreibtisch. Aber ganz obenauf liegen zwei Tischtennisschläger. Sie sind auch wichtige Arbeitsinstrumente für Igor Schapiro.
Die Tischtennisplatte steht im Keller
Der 33-Jährige, der zu einem Spezialproblem der Quantenmechanik seine Doktorarbeit geschrieben hat, muss viel vor dem Computer-Bildschirm sitzen. Oft mehrere Stunden hintereinander. Das tut nicht nur dem Rücken nicht gut, sondern schadet auch der Kreativität. Und dann kommen die Tischtennis-Schläger ins Spiel. „Wir haben im Institut im Keller eine Platte stehen und an der treffen wir uns dann ab und an zum Spielen. Dann wird der Kopf wieder frei. Dann lösen sich Anspannungen und man kann danach besser wieder nachdenken. Es macht aber vor allem Spaß.“
Und zwar nicht nur den Mitarbeitern, sondern auch der Institutsleitung. Denn manchmal ist auch Professor Frank Neese, einer der Direktoren des Instituts, mit von der Partie. Auch er schätzt die Entspannung beim Ping-Pong. Warum aber auch nicht? „Danach geht man mit neuem Elan an die Arbeit. Es tut auch dem Betriebsklima gut, schließlich lernt man sich in der Spielsituation noch einmal anders kennen. Und vor allem: Es ist gesünder, als die bei vielen obligatorische Raucher-Pause“, so Schapiros Bilanz.
Kooperation mit einer Fitness-Kette
Dass in einem gesunden Körper auch ein gesunder Geist wohnt, haben schon die alten Römer gewusst. Die Devise gilt aber auch beim Max-Planck-Institut. „Wir haben zum Beispiel eine Kooperation mit einer Fitness-Kette, da können wir zu reduziertem Preis in den Filialen trainieren“, berichtet Schapiro. Aber das ist nicht das einzige Angebot: Einmal in der Woche treffen sich einige Kollegen zum gemeinsamen Turnen.
Für Igor Schapiro ist gemeinsame Gymnastik nicht so attraktiv, er hat sich einer anderen Sporttruppe angeschlossen: „Wir spielen einmal in der Woche Fußball. Auf einem Platz an der Grenze zu Essen. Die Mannschaft besteht aus Wissenschaftlern und auch anderen Mitarbeitern des Hauses. Frauen sind auch mit dabei.“ Schapiro ist froh, so ein Team gefunden zu haben. „Ich habe schon früher Fußball im Verein gespielt. Aber während des Studiums habe ich das irgendwann zeitlich nicht mehr geschafft. Es ist schön, dass ich jetzt wieder so einen Ausgleich gefunden habe.“
Das Institut tritt beim Drachenbootrennen an
Sein Spaß am wöchentlichen Kicken hat aber noch einen Grund: Igor Schapiro ist ehrgeizig – nicht nur in seiner Forschung. Er gewinnt gerne. Einmal im Jahr veranstaltet das Nachbarinstitut für Kohlenforschung ein großes Turnier. Beim letzten Mal waren Schapiro und sein Team dabei – mit Erfolg. Und nicht nur die Fußballer sind stolz, sondern das ganze Institut. Die Pokale werden extra ausgestellt. Normalerweise erwartet man solche Pokal-Reihen vielleicht in Vereins-Gaststätten, aber manchmal kann eben auch in einem Max-Planck-Institut gelten: „Fußball ist unser Leben.“
Oder anders: Forschung ist nicht das ganze Leben. Aber diese andere Erfahrungen – Gemeinschaftserlebnisse und Spaß beim Sport – sorgen auch dafür, dass die Forschung weiterhin forsch vorangeht. Das nächste große Sportereignis ist auch schon klar: Das Institut tritt beim Drachenbootrennen an und natürlich ist Igor Schapiro dann auch wieder mit an Bord.