Mülheim. An Claudia Schneider kommt niemand vorbei, der ins Institut für Chemische Energiekonversion möchte. Sie arbeitet dort seit zehn Jahren und ist ein menschlicher Türöffner - auch im übertragenen Sinn.
Energie - wer das Wort hört, dem fällt sofort noch ein zweites ein: Wende. Aber was soll sich in der Art und Weise, wie wir mit Energie wirtschaften, eigentlich ändern? Vieles, und Mülheim könnte zu einem Wendepunkt werden. Dafür sorgt das Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion. Die NRZ öffnet ihnen die Türen zum Institut und stellen die Menschen vor, die dort arbeiten.
Ihr Büro - das ist die Öffentlichkeit. Denn ihre Tür, das ist die Eingangstür zum ganzen Institut: Claudia Schneider arbeitet an der Pforte.
Es herrscht ein vertrauter Umgangston
„Schlechte Laune kenne ich eigentlich nicht“, sagt sie über ihre Berufsauffassung. Sehr wohl kennt sie aber die rund 190 Mitarbeiter, die hier vor Ort beschäftigt sind. Sie kann sie mit ihrem Namen ansprechen, oft sogar mit dem Vornamen. Bei Claudia Schneider herrscht ein vertrauter Umgangston. „Bei mir kann jeder ein kleines Schwätzchen halten. Einfach ein bisschen plaudern. Wenn natürlich jemand nicht will, dann zwinge ich das niemandem auf.“
Doch die meisten wollen durchaus. Und zwar egal, ob Austausch-Professor aus den USA, chinesische Nachwuchswissenschaftlerin oder auch nur ein Bote, der eine Warenlieferung abgeben will. Schneider findet den richtigen Ton. „Ich sehe mich als einen offenen Menschen und interessiere mich für die anderen. Und im Umgang bin ich unkompliziert“, sagt sie selbst. Und für sie ist es selbstverständlich. Viele sagen ihr, es sei der typische Ruhrgebietston. Locker, freundlich, aber nicht aufgesetzt.
Mitarbeiter aus 24 verschiedenen Ländern
Und das ist vielleicht mit am wichtigsten: Das MPI ist ein internationales Institut. Bei 52 Prozent liegt der Ausländeranteil der Mitarbeiter, sie stammen aus 24 unterschiedlichen Ländern. Ständig sind hier Wissenschaftler aus der ganzen Welt zu Gast - manche etwa für die Zeit ihrer Doktorarbeit, andere nur wenige Wochen. Aber alle sind zunächst einmal in einem fremden Land. Wenn sie sich willkommen fühlen sollen und vielleicht sogar ein bisschen so wie in einem zweiten Zuhause, dann ist alles Aufgesetzte ein Fehler. Freundlichkeit ist nur dann wirkungsvoll, wenn sie ehrlich ist.
Das kann man kaum lernen, man hat es oder hat es nicht. Auch Claudia Schneider hat es nicht gelernt, sondern diese Grundhaltung mitgebracht: „Der Austausch mit Menschen ist einfach nie langweilig“, sagt sie. Freilich, dass sie einmal zu einer Art „Mutter der Kompanie" werden könnte, damit hat die 53-Jährige nicht gerechnet, als vor über einem Jahrzehnt beim MPI anfing.Damals als Mitglied in der Reinigungstruppe.
Es gelten besondere Sicherheitsvorkehrungen
Doch diese Erfahrungen will sie nicht missen. „Ich weiß seitdem genau, wo was ist. Wer in welchem Büro sitzt oder in welchem Labor arbeitet.“ Sie lernte aber nicht nur die Räume kennen, sondern eben auch die Menschen. Sie hat einen gute Atmosphäre der Zusammenarbeit erlebt. Der habe auch dazu geführt, dass sie heute noch dabei ist. „Man hat sich immer darum bemüht, mich hier weiterzubeschäftigen.“ Und so ist sie nun an die Pforte gelangt.
An Claudia Schneider kommt hier tatsächlich niemand vorbei. Einmal ganz konkret: Denn sie ist es, die jedem Besucher einen Gastausweis aushändigt. Name, Institution und Uhrzeit werden säuberlich vermerkt. Schließlich wird hier Spitzenforschung betrieben, da gelten besondere Sicherheitsvorkehrungen.
Ein menschlicher Türöffner
Aber es gilt auch noch in anderer Weise: Man kommt an Claudia Schneider nicht vorbei, wenn man das Institut tatsächlich kennenlernen will. Sie ist ein menschlicher Türöffner.