Mülheim. . Die Trinkhalle in der Mentzstraße in Mülheim war mal ein schummriger Trinker-Treff. Dann stand sie leer - bis Michael Mangelmans kam. Der gelernte Fleischmeister hat die Trinkhalle in einen traditionellen Ruhrpottkiosk verwandelt und “Moe's Bude“ getauft. Die könnte bald auch Anlaufstelle für Studenten sein.

Michael Mangelmans hat Riesenstress heute: Wasserschaden in Moe´s Bistro & Café. Eilig brutzelt er Würste, Frikadellen und Hühnerbollen für die hungrigen Bauarbeiter von gegenüber, die gleich Pause haben. Das Bistro und die Bude „Moe’s Lädchen“ liegen direkt gegenüber der Großbaustelle an der Duisburger Straße, an der Ecke Mentzstraße.

„Wenn später mal drei Prozent von der Fachhochschule zu uns kommen, sind wir gut“, meint Mangelmans. „Wir nehmen aber gerne auch mehr.“ Topmoderne Wissenschaft auf der einen Straßenseite, traditioneller Ruhrpottkiosk auf der anderen: ein Kontrast mit Potenzial.

„Bei uns gibt es alles“

Holztische stehen vor dem Schaufenster, eine Biergarnitur daneben. Im Lädchen wummern drei Getränkeschränke, prallvolle Regale bieten Zigaretten, Zeitschriften, Süßigkeiten und eine wohl sortierte Zusammenstellung für Heim und Herd: Kochbeutelreis, Klopapier, Bratensoße, Tomatenmark und Zahnpasta warten neben einem bauchigen 2400-Gramm-Glas „Sellerietraum“ auf Käufer. „Bei uns gibt es alles“, so Mangelmans.

Barhocker, Tresen und Stehtisch laden zum Imbiss ein. Wer es gemütlicher mag, kann im 2011 eröffneten Bistro nebenan Platz nehmen. Auf der Fensterscheibe steht „Deutsche Küche“, dazu zählen auf der Karte neben Schnitzel und Currywurst auch Pommes (in Belgien erfunden) und „Salat griechischer Art“. Hauptsache, es schmeckt! Aber nun ist erst mal geschlossen bis zum 2. September, wegen des Wasserschadens, der Betrieb konzentriert sich auf die Bude.

Simone Willbrandt, sonst im Café tätig, bedient mit dem Chef. Der Umgangston ist rau, aber herzlich. „Na, alter Sack“ begrüßt der Inhaber schon mal die Stammkundschaft, und „Du Eierkopp“oder auch „Küken“nennt er liebevoll seine Mitarbeiterinnen. Die Jüngste muss morgen den Laden alleine schmeißen und hat Schiss. „Keine Angst, ich bin doch immer bei Dir“, sagt Mangelmans.

Anlaufstelle für alle Generationen

2006 hat er den Kiosk mit seiner Frau Jutta übernommen, die aber hauptberuflich anderweitig tätig ist. „Ich war Fleischermeister und nach einem schweren Arbeitsunfall wollte ich auf Lebensmittelkontrolleur umschulen“, erzählt der 54-Jährige. „Aber es hieß, ich sei zu alt. Irgendwann hing hier ein Zettel am Kiosk: Komme gleich wieder, alles halber Preis.“

Er traf den Vermieter, der einen neuen Inhaber suchte, und sie wurden sich einig. „Aus einem schummrigen Trinker- und Junkie-Treff habe ich ein Büdchen gemacht, wo man gerne hingeht“, sagt Mangelmans. „Wir sind hier die Anlaufstelle für alle Generationen. Es ist schön mitzuerleben, wie die Kinder erwachsen werden.“ Wie zum Beispiel der Junge, der ein Eis klauen wollte und dem seine Freunde Hausverbot im Kiosk erteilten. Zerknirscht entschuldigte er sich und ist längst wieder Kunde.

Straßensperrung bereitet Sorgen

Mangelmans rotiert von früh bis spät, besonderen Service bot er dem Ensemble der Berliner Volksbühne, als es im Ringlokschuppen und auf der Brache, jetzt FH-Baustelle, gastierte. „Für die habe ich abends um elf noch kalte Buffets gezaubert.“ Hauptdarsteller Fabian Hinrichs kam während der Aufführungen auf dem Fahrrad zur Bude und kaufte Phantasiewaren, das gehörte zum Stück. „Vor jedem Gastspiel haben die Berliner angerufen, ob ich noch da bin, und sich gefreut.“

Obwohl Kiosk und Café gut laufen, ist Mangelmans besorgt: „Ab September wird die Duisburger Straße in Richtung Innenstadt gesperrt, es heißt, 42 Wochen lang. Zurzeit ist die Liebigstraße gesperrt. Es bleiben schon Kunden weg. Viele kommen mit dem Auto zu uns.“