Mülheim.

Manchmal treffen ja alle Klischees zu. Wie bei „Kontny’s Kiosk“ in der Duisburger Straße in Speldorf. So stellt man sich eine typische Bude im Ruhrgebiet vor. An der Trinkhalle von Andreas Kontny trifft man sich, hier kennt man sich, hier verweilt man gerne zu einem Schwätzchen.

Denn hier herrscht eine besondere Atmosphäre. Die Bude ist nicht eines dieser 08/15-Ladenlokale, die in die Parterre eines Mietshauses hineingepresst wurden. Allein der putzige Vorgarten, der einem Hof in Miniaturform gleicht, hat seinen ganz eigenen Charme. An zwei Stehtischen mit Sonnenschirmen und Hockern oder der Biergartengarnitur mit den beiden Bänken oder auch dem gepflegten runden Tisch auf dem kleinen Rasenstück neben dem Kiosk-Anbau lassen sich Gäste gerne für eine Weile nieder, trinken einen Kaffee und lesen in der Zeitung. Bei schönem Wetter sind bisweilen alle Tische besetzt, man fühlt sich dann wie im Außenbereich eines gemütlichen Cafés. Einen Kondom-Automaten unter freiem Himmel haben jedoch auch Cafés nicht zu bieten. Das originelle Teil wird rege genutzt, bestätigt Andreas Kontny lachend. „Die Trinkhalle und der Vorgarten werden wirklich gut angenommen“, ist der Pächter zufrieden, „die Leute freuen sich, dass die Bude wieder geöffnet hat.“

Urlaub ist vorerst nicht drin

Denn fast sechs Jahre lang war das kleine Häuschen geschlossen und gammelte vor sich hin. Kontny ging im Dezember 2011, als er den Pachtvertrag für acht Jahre unterschrieb, durchaus ein Wagnis ein. Denn gleichzeitig gab er seinen erlernten Beruf als Dachdecker auf. „30 Jahre lang habe ich das gemacht“, erzählt der 48-Jährige, „aber ich wollte nicht noch mit 67 auf den Dächern rumturnen. Als ich den Laden im Mai vergangenen Jahres eröffnet habe, war das natürlich ein Sprung ins kalte Wasser.“

Traumberuf Kioskbesitzer

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    Im Januar 2012 hatte er die Ärmel aufgekrempelt und die Trinkhalle außen und innen komplett renoviert. „Ich habe alles selber finanziert, von den Ämtern wird einem nicht geholfen, wenn man sich so radikal umorientiert.“ Vor ungefähr 20 Jahren, erinnert sich Kontny, war die Trinkhalle bereits eine Speldorfer Institution, als sie von einer älteren Dame betrieben wurde. „Da standen die Leute manchmal bis auf den Bürgersteig Schlange.“ Er selbst legte damals öfter in der Mittagspause einen Stop an der Duisburger Straße 411 ein. Nun ist er selber der Chef, schmeißt die Bude ganz allein. „Da kann ich in nächster Zeit einen Urlaub erst mal vergessen. Aber das macht nichts, weil es Spaß macht und die Kundschaft wirklich in Ordnung ist.“

    Einen einzigen Tag, nämlich samstags, gönnt sich Kontny Ruhe. „Dann erledige ich alle Einkäufe für den Laden.“ Ansonsten steht er von morgens 6 bis abends um 18 Uhr (sonntags von 10 bis 16 Uhr) hinterm Verkaufsschalter. „Ich habe es noch keinen Tag bereut.“