Mülheim an der Ruhr. .
Seit 2001 sind Masern meldepflichtig; seitdem liegen exakte Daten vor. Das Jahr 2006 war bis dato dasjenige, in dem die meisten Krankheitsfälle registriert wurden: rund 2300 bundesweit. Wenn’s schlecht läuft, wird der Negativ-Rekord 2013 eingestellt. Laut Dr. Dieter Weber, stellvertretender Leiter des Mülheimer Gesundheitsamts, gingen nämlich bereits 1155 Meldungen ein – zum Glück aber keine aus Mülheim.
Masern ist eine Krankheit, die im schlimmsten Falle tödlich verläuft, warnt Weber. „Besonders gefährlich ist es, wenn Säuglinge oder ganz kleine Kinder daran erkranken.“ Dann nämlich könne es zu perfiden Spätkomplikationen kommen, sagt der Arzt. Im Alter von sechs bis acht Jahren könne eine Hirnschädigung „vergleichbar mit BSE“ auftreten, die unweigerlich zum Tode führe. So unbarmherzig schlägt die Krankheit glücklicherweise nur selten zu – in einem von 10.000 Fällen.
Krankenhausaufenthalt nicht ausgeschlossen
Unangenehm aber kann es auch für andere Erkrankte werden: Von den 1155 Fällen, die in diesem Jahr aktenkundig wurden, mussten 402 Menschen stationär im Krankenhaus behandelt werden, berichtet Weber. 29 Patienten waren unter einem Jahr alt – rund 200 aber waren älter als 20 Jahre.
Menschen jenseits der 18 und Masern: Das ist ein Aspekt, der in der Öffentlichkeit seltener eine Rolle spielt, auf den der 58-Jährige aber hinweisen möchte. Denn Jüngere seien häufiger geimpft als Ältere; dabei bräuchten auch die Älteren den Schutz: „Denn bei ihnen ist der Krankheitsverlauf oft schwerer.“
Im Impfpass nach „MMR“ suchen
In früheren Jahren, so Weber, sei nicht klar gewesen, wie wichtig das Thema ist und es habe andere Impfempfehlungen gegeben. Der Arzt rät, im Impfpass nachzuschauen, ob die alles entscheidende Abkürzung „MMR“ (Masern, Mumps, Röteln) auftaucht oder beim Arzt nachzufragen. „Und im Zweifel kann man sich auch einfach noch mal impfen lassen – das schadet nicht.“
In Betracht aber kommt dies nur für Menschen ab Jahrgang 1970 – für noch ältere Menschen bestehe die Empfehlung nicht, denn bei denen gehe man per se davon aus, dass viele die Krankheit in früheren Jahren schon durchgemacht haben.
Insgesamt sei Mülheim „ganz gut versorgt“, sagt Weber. Man könne davon ausgehen, dass bei den Kindern rund 85 bis 90 Prozent die zwei nötigen Piekser erhalten haben. Eine Schuleingangsuntersuchung aus dem Jahr 2010 spricht gar von knapp 95 Prozent. Läge der Schnitt in der gesamten Bevölkerung bei 90 Prozent, wäre Weber zufrieden. Auch kleinste Bundesbürger wären dann auf der sicheren Seite: „Babys können ja erst mit elf bis 14 Monaten geimpft werden“, erklärt Weber.
Und was wäre, wenn nun ein Fall in Mülheim aufträte? Zum Beispiel an einer Schule, wie jüngst an der Waldorf-Schule in Erftstadt? „Dann dürfen zunächst nur die Kinder in den Unterricht zurück, die zweimal geimpft sind oder die die Krankheit schon durchgemacht haben – oder die, die sich sofort impfen lassen.“