Duisburg. . In anderen Städten werden ganze Schulen wegen Masern geschlossen, in Duisburg besteht kein Grund zur Panik: Dieses Jahr wurde erst ein Fall gemeldet. Mit Impfaktionen sollen jetzt auch Zuwandererkinder erreicht werden. Auch Erwachsene können sich gegen Masern impfen lassen.
Duisburg ist ein gebranntes Kind - zumindest in Sachen Masern. Bei dem letzten großen Ausbruch 2006/2007 erkrankten über 700 Kinder an der Virus-Infektion, die mit erkrankten, aber nicht gemeldeten Geschwister-Kinder nicht mitgezählt.
Aktuell besteht aber kein Anlass zur Sorge: In diesem Jahr wurde erst ein Fall gemeldet, im letzten Jahr ist kein einziges Kind von juckenden roten Flecken, von Fieber und Schlappheit geplagt worden.
Impfverweigerung als Lebenseinstellung
Dass Gesundheitsminister Daniel Bahr angesichts steigender Fallzahlen wie zuletzt in Köln über eine Impfpflicht nachdenkt, begrüßt Dr. Georg Vogt, kommissarischer Leiter des Gesundheitsamtes in Duisburg: „Unsere Arbeit würde das zumindest ein bisschen erleichtern.“ Von den zuletzt eingeschulten Erstklässlern waren 95,2 Prozent geimpft.
Eine Quote, mit der man schon zufrieden sei. Übrig bleiben „einige Schlunzis“, also jene Eltern, die auf amtliche Post erst mal nicht reagieren und die man über so eine Pflicht schneller motivieren könnte. Den Rest machen die überzeugten Widerständler aus, für die Impfverweigerung eine Lebenseinstellung ist. „Die kriegt man auch nicht, die schleppen ein Attest nach dem anderen an“, berichtet Vogt. Die Bedrohung tödlich verlaufender Lungen- oder Hirnhautentzündungen als Folge von Masern schrecke sie nicht.
Als Erwachsener beim Kinderarzt gleich mitimpfen lassen
Weil all jene, die in den vergangenen Jahren durchs Raster gerutscht sind, das Risiko mit sich tragen, wird ihnen eine Nachimpfung empfohlen. Dazu ist es - fast - nie zu spät: Für Bürger bis Jahrgang 1970 übernehmen die Krankenkassen die Kosten. Bei Bedarf kann man sich als Erwachsener beim Kinderarzt gleich mitimpfen lassen.
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Eine andere Baustelle in Sachen Impfstatus bearbeitet die Stadt seit einigen Monaten in Hochfeld: Durch eine Sonderzuwendung der Bezirksregierung Düsseldorf in Höhe von 12.000 Euro konnten Impfstoffe angeschafft werden, die den bulgarischen und rumänischen Zuwandererkindern zugute kommen sollen.
Angst vor Abschiebung verhindere Impfungen
Also all jenen, die ohne Krankenversicherung hier leben. In Kooperation mit den Wohlfahrtsverbänden vor Ort wurden Aufklärungsveranstaltungen organisiert und in der Folge konnten bislang rund 70 Kinder gegen Masern, Mumps und Röteln geimpft werden, berichtet Vogt. „Das ist ein Doppelgewinn, die Individuen sind geschützt, die Gesellschaft aber auch.“ Die Angst vor Behörden, die Angst vor Abschiebung sei in dieser Bevölkerungsgruppe aktuell jedoch weit verbreitet und verhindere weitere Impfungen.
Durch Mittel aus der Grundsteuererhöhung sollen ab Mitte August 400 weitere Kinder geimpft werden. Jetzt sollen jene Kinder erreicht werden, die als Seiteneinsteiger aus aller Welt in die Schule kommen. Sie werden im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung auf Tuberkulose getestet, beraten und dann geimpft.