Duisburg.

Die vermeintliche harmlose "Kinderkrankheit" Masern ist seit der Schließung einer Waldorfschule in Erfstadt bei Köln wieder in aller Munde. Vor allem in Duisburg, wo 2006 nach einem Masernausbruch zwei Kinder starben und 95 wegen des schweren Krankheitsverlaufs ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten.

Zur Zeit ist in Duisburg nur ein Masernfall verzeichnet, und alle hoffen, dass es so bleibt.

Ab 95 Prozent besteht Herdenimmunität

96 Prozent Impfrate bestätigt Gesundheitsdezernent Dr. Ralf Krumpholz der NRZ. Eine gute Rate. Gemeinhin gilt, dass ab 95 Prozent eine sogenannte Herdenimmunität besteht. Das heißt, wenn die durch Impfung erworbene Immunität so weit verbreitet ist, dass die Krankheitserreger an ihrer Ausbreitung durch Übertragung gehindert werden und selbst nicht-immune Menschen vor einer Infektion geschützt sind. Ob diese hohe Impfrate nun mit den beiden Todesfälle aus dem Jahr 2006 zu erklären ist, vermag Ralf Krumpholz nicht zu sagen.

Normalerweise gibt es bei jeder Schuleingangsuntersuchung den Hinweis auf das Impfangebot. Die meisten Eltern nehmen es an. „Aber es gibt natürlich auch „Hardliner“, die man mit diesem Angebot nicht erreicht“, weiß der Gesundheitsdezernent. Ob deshalb eine Impfpflicht hilft, wie Bundesgesundheitsminister Daniel Bahn sie ins Gespräch gebracht hat, bezweifelt Krumpholz allerdings. Solche renitenten Impfgegner seien nur schwer zu erreichen.

Nicht geimpfte Zuwanderer sind ein Problem

Aber gerade diese „Impfmuffel“ , meist aus Vergesslichkeit, manchmal auch aus Überzeugung, machen es schwierig, die Masern auszurotten. Das war eigentlich das erklärte Ziel der Weltgesundheitsorganisation WHO bis zum Jahr 2010. In einigen Gebieten dieser Welt wurde dieses Ziel erreicht. Der gesamte amerikanische Kontinent gilt sei 2002 als Masernfrei.

In Duisburg gesellt sich noch ein weiteres Problem hinzu, auf das die Duisburger SPD-Bundestagsabgeordnete Bärbel Bas auch im Berliner Parlament hingewiesen hat: r und ihre Kinder aus Rumänien und Bulgarien. Bas: „In meinem Wahlkreis wandern viele nicht geimpfte bulgarische oder rumänische Kinder ein, das kann ein Problem darstellen, da Aufklärungskampagnen dann nicht effektiv sind.“

Deshalb sehe sie eine Impfpflicht für Masern als sinnvoll an, „wenn man sieht, dass die Ansteckungsraten wieder in die Höhe steigen.“

Südosteuropäische Kinder sollen kontrolliert werden

Das tun sie in Duisburg zur Zeit nicht. Und die Stadt versucht, die Zuwandererkinder und ihre Eltern zu überzeugen, sich impfen zu lassen. Noch bis Ende des Monats seien Mitarbeiter des Gesundheitsamtes vor Ort, um auf Sinn und Zweck der Impfung hinzuweisen und gegebenenfalls sofort zu impfen. Ab August werden die sogenannten Seiteneinsteiger kontrolliert. Also die südosteuropäischen Kinder, die in speziellen Klassen auf ihren Schulbesuch vorbereitet werden.

Für den Gesundheitsdezernenten selbst ist die Sache eindeutig: „Klar gibt es auch mal Nebenwirkungen, aber wenn man abwägt, was passieren kann, wenn Kinder erkranken, sollte man sich für das Impfen entscheiden.“