Mülheim. Gräser und Unkraut, marodes Holz und allerlei Krempel: Während der obere Bereich der Mülheimer Freilichtbühne gepflegt wirkt, verlottert der untere Teil mit der großen Bühne sichtbar. Bis zum Licht-Kunst-Festival im August soll davon jedoch angeblich nichts mehr zu sehen sein.

Die Freilichtbühne, ein Kleinod am Rande der Altstadt, verwahrlost zusehens. Während der obere Bereich mit den Buden und der kleinen Bühne gepflegt wirkt, verlottert der untere Teil mit der großen „Freilichtbühne“ sichtbar.

Gräser und Unkraut wuchern durch die Sitzreihen hindurch, das Holz der Ränge hat durch Wind und Wetter gelitten, und unten im Rondell steht ein Zelt auf einem Holzpodest mit allerlei Krempel. Drumherum verteilt sind Kulissenteile, Stangen und sonstige Dinge, die Verwitterungserscheinungen zeigen, dahinter Gerümpel. „Das gammelt alles vor sich hin“, ärgert sich Peter-Michael Schüttler von der Regler Produktion. Wegen des ungepflegten Zustandes sorgt er sich um das anstehende Licht-Kunst-Festival vom 23. bis 25. August, wo der ganze Park inklusive der großen Bühne bespielt wird. Man habe den für diesen Teil zuständigen Freilichtbühnen-Verein „mehrfach angeschrieben, mit der Bitte, dass zum Licht-Kunst-Festival alles sauber sein muss“, sagt Schüttler: „Aber darauf hat niemand reagiert.“ Wenn das Areal nicht aufgeräumt werde, „dann bestellen wir einen großen Container und entsorgen den ganzen Mist“. Klare Worte.

Bis zum Ruhrstadt-Festival soll das Gelände in Ordnung sein

Dagegen sagt Dirk Biesgen, Vereinsvorsitzender der „Freunde der Freilichtbühne“ auf WAZ-Anfrage: „Ich persönlich habe keine Information bekommen.“ Aber demnächst wolle man mit dem neuen Bühnenbau beginnen. „Und da werden natürlich auch die Ränge freigemacht, das machen wir selber.“ Spätestens zum Ruhrstadt-Festival mit Künstlern aus aller Welt, was in verschiedenen Städten läuft, und in Mülheim für den 17. und 18. August geplant ist, soll das Gelände wieder tipptopp in Ordnung sein. Ab 6. September soll dann das Familienmusical „Simba“ auf der Freilichtbühne laufen.

Die Reaktion der beiden Vereine spricht nicht gerade für ein gutes Miteinander, sondern spiegelt Missmut. Die Regler auf der einen und Förderer auf der anderen Seite ringen mit unterschiedlichen Konzepten und Vorstellungen um den neuen Pachtvertrag für die Freilichtbühne, worüber die Politik nach der Sommerpause entscheidet. Grundsätzlich ist die Pflege der Freilichtbühne ein Punkt im Vertrag mit der Stadt als Eigentümerin der Immobilie. Hauptpächter ist derzeit der Förderverein, der einen Untervertrag mit der Regler Produktion geschlossen hat. „Wir pflegen oben die Wiesen und Beete und der Förderverein ist für den unteren Teil zuständig“, erläutert Schüttler. Die Regler bestellen das Grünflächenamt „natürlich gegen Bezahlung“. Und diese Zusammenarbeit funktioniere auch gut. Was durchaus sichtbar wird.

Im ersten Halbjahr wurden weniger Vorstellungen als sonst gezeigt

Oben auf der kleinen Bühne tobt der Bär bei der Mittwochsreihe und vielen weiteren Veranstaltungen der Regler Produktion. Dagegen ist die große Bühne nach acht Musical-Terminen des Fördervereins im Mai sowie einem Benefizkonzert programmatisch in den Dornröschenschlaf gefallen.

Weniger Vorstellungen als sonst wurden im ersten Halbjahr gezeigt. Aber die seien „eigentlich ganz gut gelaufen“, sagt Dirk Biesgen. Auch Veranstaltungen der Mülheimer Ballettschulen stehen diesmal nicht auf dem Programm. Auf der Ankündigungstafel am Eingang der Freilichtbühne finden sich weder Werbung noch Ankündigungen für das kommende Programm. Die Homepage des Fördervereins ist derzeit Baustelle. Die Luft scheint raus zu sein, wobei man sich gerade jetzt unter Beweis stellen könnte.

Es mache sich im Moment „deutlich bemerkbar, dass durch die Auseinandersetzung bei uns enorme Kräfte gebunden werden“, räumt Biesgen ein. Dies solle sich ändern. Drei geplante Musicals konnten nicht realisiert werden, da u.a. Darsteller abgesprungen seien. Dafür wurden alte Musicals wie Simba (ab September) überarbeitet: „Mit neuer Musik und neuen Darstellern.“

Wie die Zukunft der Freilichtbühne aussieht, muss die Politik spätestens am 1. Oktober entscheiden. Beide Vereine haben sich um den Pachtvertrag beworben.