Mülheim. Für 2014 steht ein neuer Pachtvertrag für die Freilichtbühne an. Die Entscheidung wird entweder auf den bisherigen Pächter, den Freilichtbühnenverein, oder die Regler-Produktion fallen, die bisher per Untervertrag laufen. Die beiden Seiten streiten sich seit Monaten um den neuen Vertrag.
Es rauscht heftig im Blätterwald an der Dimbeck. Das große Ringen um die Regie auf der Freilichtbühne ist in vollem Gange. Bei der anstehenden Vergabe des neuen Pachtvertrages für die Freilichtbühne für 2014 durch die Stadt verhärten sich die Fronten zwischen den beiden dort agierenden Vereinen.
Die Regler-Produktion mit großer Bandbreite und rund 40 zumeist Gratis-Veranstaltungen von der Mittwochsreihe über Kleinkunst, Festivals und Bogenschießen auf der einen Seite. Und auf der anderen die „Freunde der Freilichtbühne“ mit dem Schwerpunkt Musicals, die Eintritt kosten. Schnittmengen sind bei den unterschiedlichen Konzepten und Köpfen schwerlich auszumachen. Und auch die Vorgeschichte um die Vorstandswahlen beim Freilichtbühnenverein hatte die Lage derart angeheizt, dass die Stadt den Pachtvertrag aufkündigte. Bis Ende des Jahres ist der Freilichtbühnenverein noch Pächter, per Untervertrag laufen die Regler.
Rollentausch nicht unwahrscheinlich
Bei der Neuvergabe, über den der Rat in seiner Sitzung am 1. Oktober entscheiden soll, ist ein Rollentausch nicht unwahrscheinlich. Und genau darum geht es auch. Wer wird künftig das Sagen auf der Freilichtbühne haben? Gab es zwischen beiden Akteuren bislang ein Nebeneinander auf Distanz, bahnt sich jetzt ein offener Konflikt an. „Die Regler wollen uns hier raus haben“, befürchtet Dirk Biesgen, Vorsitzender des Freilichtbühnen-Vereins. Wenn die Regler den Zuschlag erhalten würden, sei ein Miteinander nicht mehr möglich, „dann wird es keine Vereinbarung mit den Freunden der Freilichtbühne mehr geben“, so Biesgen.
Dagegen spricht Hans-Uwe Koch, Vorsitzender der Regler, genau vom Gegenteil. Man strebe an, Partner der Stadt Mülheim zu werden. „Aber das Wirken der Freunde der Freilichtbühne kann durch eine Vereinbarung oder einen Untervertrag gesichert werden“, betont Koch. Der andere Verein und die Kunstform Musical „sollen ihre Daseinsberechtigung behalten“. Zudem erhalte die Stadt Mitspracherecht durch einen Beirat, der in der Vereinssatzung aufgenommen werde, sollten die Regler Hauptpächter werden.
Verfahrene Lage
Zum Hintergrund: Im Vorfeld der anstehenden Entscheidung hatten beide Vereine ihre unterschiedlichen Konzepte im Mai den Vertretern aus Politik und Verwaltung präsentiert. Als Ergebnis erhielten die Vorstände den Auftrag, sich noch einmal an den runden Tisch zu setzen, um atmosphärische Störungen zu beseitigen und Gemeinsamkeiten auszuloten. Ein Treffen wurde von zwei Vertretern der Stadtkanzlei moderiert, danach wollten sich die Vereinsvorstände noch einmal zusammenfinden. Das nachfolgende Procedere brachte das Fass dann wohl richtig zum Überlaufen.
Statt einen weiteren Termin für ein Gespräch mit dem Regler-Vorstand zu finden, hatte Dirk Biesgen vom Freilichtbühnen-Verein offenbar ohne Absprache zur „Mitgliederversammlung beider Vereine“ am 8. Juli per Mail und auf Facebook eingeladen. „Wir sind über dieses Vorgehen irritiert und enttäuscht“, sagt Hans-Uwe Koch von den Reglern. Der von Rat und Verwaltung vorgegebene Weg des Ablauf-Prozesses sei damit verlassen worden. „An dieser Inszenierung beteiligen wir uns nicht“, sieht Koch die Sache beendet. Dagegen argumentiert Biesgen, dass es Irritationen und Informationsbedarf bei Mitgliedern beider Vereine über eine zukünftige Zusammenarbeit gebe.
Die Lage ist verfahren. Die Entscheidung über die Neuverpachtung der Freilichtbühne ab 2014 wird bei den Politikern liegen. Nachdem die beiden Vereine im Mai ihre Vorstellungen vor Vertretern aus Politik und Verwaltung präsentiert hatte, wurden „sie zu Nachbesserungen aufgefordert“, erläutert Michael Gerlich von der Stadtkanzlei. Noch in dieser Woche sollen die beiden vervollständigten Konzepte als Vorlage für die Ratssitzung am 1. Oktober an die Fraktionen gehen, so Gerlich. Und zwar „ohne Wertung seitens der Verwaltung“. Auch OB Dagmar Mühlenfeld, so Referentin Claudia Roos, „gibt bisher keine Empfehlung ab.“