Mülheim. .
Der Dichter Eduard Mörike berichtet, wie beim Anblick eines aufziehenden Gewitters Mozarts „Titus“-Ouvertüre in ihm losbrach. Nun, ganz so gewaltig wie Mörikes Gewitter war dieses Werk wohl nicht, mit dem das Jugendsinfonieorchester unter der Leitung von Otmar Müller das Festkonzert zum Jubiläum der Musikschule eröffnete, aber doch von einer erstaunlichen Präzision und vor allem einer mitreißenden inneren Spannung, die von vornherein alle folgenden Lobesäußerungen über das hervorragende Wirken der gefeierten Institution bestätigten. Vor allem Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld hob dies in ihrer Ansprache besonders hervor.
Daneben verwies sie noch auf einen zweiten Grund zum Feiern: Das neue Domizil der Musikschule in der ehemaligen Augenklinik stieß auf einhellige Zustimmung, zum Teil Begeisterung. Damit sind in Mülheim sehr gute äußere Bedingungen gegeben für eine Erziehung zur Kreativität, die Volker Gerland, Vorsitzender des Landesverbandes der Musikschulen, einem rein auf ökonomische Nützlichkeit fokussierten Bildungsbegriff gegenüberstellte: „Der Mensch macht Musik, aber die Musik macht auch den Menschen“.
Jazzig swingender Ton
Was diese Erziehung bewirken kann, war danach zu bewundern: Die Klarinettistin Sophie Niephaus spielte eines der anrührendsten Stücke Mozarts, den zweiten Satz aus dessen Klarinettenkonzert, mit so beredtem Ausdruck, dass es einem unter die Haut gehen konnte. Der erste Satz des schwierigen Cellokonzerts in C-Dur von Haydn wurde von Bence Slajher mit forschem Zugriff und einem Schwung angegangen, der die eine oder andere technische Trübung überhören ließ.
Siegfried Ochs’ bekannte Variationen über „’s kommt ein Vogel geflogen“ kamen der Neigung Otmar Müllers und offenbar auch der jungen Musiker zu Parodie und augenzwinkerndem Humor sehr entgegen, Duke Ellingtons „Sophisticated Lady“ bekam durch die Saxofon-Dozentin Greta Schaller einen weichen, jazzig swingenden Ton.
Komplizierten Rhythmik
Die Filmmusik zu „Der Herr der Ringe“ von Howard Shore schien den jungen Musikern besonders entgegen zu kommen.Die Präsenz, mit der sie die vielgestaltige Musik mit ihrer komplizierten Rhythmik und Agogik zur Wirkung brachten, war bemerkenswert und provozierte natürlich noch eine entsprechende Zugabe: „Der Fluch der Karibik.“