Mülheim.

Beim Advents- und Weihnachtskonzert zeigte schon ein Blick in den voll besetzten Theatersaal der Stadthalle den hohen Stellenwert der Jugendmusikschule im Mülheimer Musikleben. Das Programm wurde in erster Linie bestritten von ihrem stärksten Vertreter, dem Jugendsinfonieorchester unter Leitung von Otmar Müller, das wie immer ansteckende Musizierfreude ausstrahlte.

Es ging gleich los mit einem „Ohrwurm“, der in vielen Programmen erst zum Schluss erklingt, Edgar Elgars „Pomp and Circumstance, gefolgt von der ersten Szene aus Tschaikowskys „Schwanensee“, rhythmisch straff und plastisch das erste, voll märchenhafter Hintergründigkeit das zweite. Nach Bizets „Agnus Dei“, einer Bearbeitung des Intermezzos aus der „Arlesienne“-Suite, erklang ein in letzter Zeit häufiger gespieltes Werk von Cécil Chaminade, einer zu Unrecht fast vergessenen französischen Komponistin und Pianistin, die etwa bis zum ersten Weltkrieg eine europäische Berühmtheit war. Ihr über weite Strecken ausgesprochen virtuoses „Concertino für Flöte und Orchester“ wurde von Zlata Velinova, Lehrerin an der Musikschule, eindrucksvoll musiziert, wenn auch das klangliche Verhältnis zwischen Solistin und Orchester nicht immer optimal war.

Nach barock-feudaler „Tafelmusik“ von Telemann und dem wirkungsvoll für Blechbläser und Orchester gesetzten „Jesu bleibet meine Freude“ von Bach wurde es dann modern und swingend, wobei es Müller ausgezeichnet verstand, die amerikanisch ausladenden Sentimentalitäten leicht und locker zu nehmen, gewissermaßen den Glamour zu ironisieren. Zusätzliche „Gags“ wie Pferdewiehern in den Hörnern sorgten für weitere Steigerung der heiteren Stimmung.

Die eigentliche Überraschung des Programms bot aber der bereits seit 27 Jahren bestehende „RevierGlockenChor“ aus Bottrop unter der Leitung von Matthias Uphoff. Die elf Musiker gestalteten mit ihren Handglocken einen irisierenden Klang, der in seiner relativen Gleichförmigkeit eine weihnachtlich-pastorale Stimmung verbreitete, in der „Passacaglia“ aber auf interessante Weise modifiziert wurde. Dass das Publikum nicht außen vor blieb und mit orchestral begleitetem Liedgesang einstimmen durfte, versteht sich fast von selbst, ebenso wie die unvermeidliche „Petersburger Schlittenfahrt“ als Zugabe.