Mülheim. .

Junge Menschen treffen auf alten Griechen, Kultur trifft PC, barocker Paartanz trifft Videoclip-Dancing: 80 Jugendliche beendeten mit der Inszenierung „download Pygmalion“ die Local-Heroes-Woche in der Mülheimer Stadthalle

Es sind Begegnungen der ungewöhnlichen Art: Junge Menschen treffen auf alten Griechen, Kultur trifft PC, barocker Paartanz trifft Videoclip-Dancing, Sinfonie trifft Klang-Collage. Gegensätze bewegen, das bewiesen 80 Tänzer und Musiker mit „download Pygmalion“.

Schüler der Hauptschulen Dümpten und Speldorf sowie der Realschule Mellinghofer Straße und Mitglieder der Mülheim Dance Company erarbeiteten mit Mohan C. Thomas und seinem Team von „Tanzmoto“ Choreografien, inspiriert von Ovids Figur Pygmalion. Das Jugendsinfonieorchester unter der Leitung von Ottmar Müller studierte dazu die barocke Pygmalion Sinfonie von Jean-Philippe Rameau ein und Patrick Hagen steuerte Klang-Collage und Klarinetten-Soli bei.

Noch sind die Türen zum Theatersaal geschlossen. Im Ruhr-Foyer warten die Besucher der Welturaufführung am Samstag auf Einlass und verbreiten angespannte Vorfreude. Familie und Freunde der Akteure sind wohl die meisten. Einige haben sich festlich gewandet, andere sind in Jeans und Turnschuhen gekommen, Kameras und Blumen haben sie dabei und wirken teils selbst mächtig nervös. Dann endlich öffnen sich die Türen. Mama, Oma, Bruder, Onkel – alle stürmen sie die Treppen empor auf der Jagd nach guten Plätzen. Im Festsaal werden Videokameras gezückt – ein Hauch von Schulaufführung macht sich breit. Das bleibt auch zunächst, wenn Eltern ihre Kinder entdecken, wenn trotz vorherigen Verbotes Erinnerungsbilder geschossen werden. Doch es vergeht schnell. Denn was die Jugendlichen auf die Bühne bringen, geht weit über Schülertheater hinaus. Und es zieht die Zuschauer in seinen Bann.

Seit April haben sie geprobt und sich mit Hilfe der Profis in den Stoff eingearbeitet. Besonders für die tanzenden Schüler war es oftmals der erste Kontakt mit Tanztheater, Videokunst und griechischer Mythologie. Doch der Abend zeigt, wie bereichernd dieser Kontakt sein kann.

Der Geschichte des Künstlers Pygmalions, der sich in eine seiner Statuen verliebt und in ihr Perfektion entdeckt, wird an diesem Abend die Nachricht über einen Japaner gegenübergestellt, der im Jahr 2009 eine virtuelle Figur aus einem Computerspiel heiratete. In Bewegung, Wort und Ton setzen die jungen Akteure das um – und das mit großer Ernsthaftigkeit und Einsatz. Die Choreografie sitzt perfekt. Die Bewegungen zeigen Leidenschaft. Wenn es gilt, auf der Bühne zu marschieren, dann marschieren die Jugendlichen mit Kraft. Mit vollem Körpereinsatz wirbeln sie über die Bühne, miteinander, gegeneinander. Mal muten die Bewegungen barock an, mal wie einem Videoclip entsprungen. Die Dramatik wird unterstützt durch Videoeinspielungen, in denen die Schüler ebenfalls agieren, und besonders durch ein stimmungs- und effektvolles Bühnenlicht. Großartig ist auch das Spiel des Jugendsinfonieorchesters, die sich mit Rameau an einen anspruchsvollen Komponisten wagte.

Alles kommt zusammen in einem tollen Abend. Mit stehenden Ovationen werden die auf und hinter der Bühne Agierenden am Ende gefeiert – nicht nur weil Verwandte und Freunde wohlwollend sind, sondern weil es Spaß macht, sich diesen Pygmalion downzuloaden.