Mülheim. .
Mit großer Virtuosenmusik der Romantik präsentierte sich der junge russische Pianist Daniil Trifonov beim Klavier-Festival Ruhr. In der Stadthalle zeigte der Musiker ein energiegeladenes Konzert, für das er regelrecht gefeiert wurde.
Franz Liszt steht im Zentrum des ersten Teils des Konzertes: Etwas säuselnd und leichtfüßig beginnt Daniil Trifonov mit vier Liedern von Franz Schubert, transkribiert für Klavier von Franz Liszt. In Stücken wie „Frühlingsglaube“ oder „Die Forelle“ steht die Melodie klar im Zentrum, doch Liszts schmuckvolles Beiwerk gibt dem jungen Russen sofort Gelegenheit, sein virtuoses Können zu zeigen.
Beifall für den Virtuosen
Schon in „Auf dem Wasser zu singen“ fragt man sich, ob Schuberts Lieder den virtuosen Ballast Liszts benötigen? Trifonov lässt sich von den sportlichen Anforderungen der Musik zudem so mitreißen, dass er zu seinem Klavierspiel ein wildes Schnaufen beisteuert. Im „Erlkönig“ passt Trifonovs hämmernde Dramatik zum Inhalt und die verschiedenen Charaktere zeichnet er sorgfältig.
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In eine Turbo-Ekstase steigert sich der junge Russe dann in Liszts Sonate in h-Moll. Musikalische Höhepunkte versieht er mit überladenen Effekten, die mehr den Interpreten in den Mittelpunkt rücken als das Werk. Er trumpft mit tosenden Tastengewittern auf, als müsste er gegen ein 120-Mann-Orchester antreten, dabei bestreitet er einen Solo-Abend. Natürlich begeistert solch ein Kraftakt das Publikum und die Energien überrumpeln. Kein Wunder also, dass es schon vor der Pause tosenden Beifall für den schweißgebadeten Pianisten gibt. Insgesamt hätte man sich die Liszt-Sonate aber wesentlich zurückhaltender interpretiert gewünscht.
Durch und durch spätromantisch
Mit jugendlichem Ungestüm spielt Trifonov auch nach der Pause auf, zuerst seine eigene Rachmaniana Suite, dann Sergej Rachmaninows Variationen über ein Thema von Frederic Chopin. Beide Kompositionen sind Werke virtuoser Pianisten, die in ihrer Musik auch ihr pianistisches Können unter Beweis stellen.
Trifonovs eigener Musik ist nicht anzuhören, dass sie aus dem 21. Jahrhundert stammt. Unbekümmert spätromantisch klingt das Stück und gibt sich ebenso spieltechnisch anspruchsvoll wie schwermütig – eine Huldigung und Verbeugung vor Rachmaninow.
In Rachmaninows Chopin-Variationen demonstriert der Pianist noch einmal seine ganze Vielseitigkeit, gönnt sich in den langsamen Variationen Momente der Zurückhaltung und Bescheidenheit. Das Publikum in der fast ausverkauften Stadthalle spendet so großen Beifall, dass sich Daniil Trifonov gleich mit mehreren Zugaben bedankt.