Mülheim. .

Die jüngsten Messwerte des Landesumweltamtes in Speldorf, insbesondere am Spielplatz Hofackerstraße, machen Eltern Angst: Gerade dort wurden extrem hohe Nickelwerte im Staubniederschlag gemessen: 2678 Mikrogramm pro Kubikmeter, zum Vergleich: 15 Mikrogramm gelten als der Vorsorgewert, der anzustreben ist. Eine Erhöhung um 17 756 Prozent. Auch Cadmium und Blei liegen über den Vorsorgewerten.

Noch extremer fallen die Werte am Parkplatz Rheinstraße aus, wo die Siemens-Beschäftigten ihre Autos abstellen: Der Nickelwert erreicht hier 7250 Mikrogramm.

Kein Grund zur Panik

Die Quelle der Belastung ist seit vielen Jahren bekannt – die Schrott verarbeitenden Betriebe im Hafen, allen voran die Firma Jost. Wie gefährlich sind die Belastungen? Amtsarzt Dr. Dieter Weber, der auch steigende Feinstaubwerte – eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr – registriert, sagt: „Ich bin besorgt, aber es gibt keinen Grund zur Panik.“ Fest stehe, die Werte seien zu hoch, müssten reduziert werden. Der Mediziner sieht aber Kinder, die selbst regelmäßig den Spielplatz aufsuchen, nicht in Gefahr. „Wer hier rund um die Uhr auf dem Spielplatz leben würde und über viele Jahre, der wäre einem erhöhten Allergierisiko ausgesetzt“, sagt Weber mit Verweis auf Untersuchungen an Bewohnern, die im direkten Umfeld von Edelstahlbetrieben leben.

Die Vorsorgewerte für das in Grobstäuben gemessene Nickel sollen zunächst dafür sorgen, dass die Böden nicht über Jahrzehnte so belastet werden, dass sie nicht mehr genutzt werden können. Den Amtsarzt wundert die starke Zunahme, insbesondere deshalb, weil die Witterung in den vergangenen Monaten sehr feucht war, was eine Ausbreitung der Stäube eher verhindert, und weil auf dem Gelände der Schrottverarbeitung Jost längst Maßnahmen zur Vorbeugung ergriffen sein sollten.

Bürger zweifeln an Effektivität

Doch gerade an deren Effektivität zweifeln die Bürger. „Da ist vieles Augenwischerei, und die Maßnahmen kommen mindestens zehn Jahre zu spät“, sagt Anwohner Horst Buchmüller. Er gibt auch zu bedenken, dass die Schrottverarbeitung bereits seit über 40 Jahren erfolgt, heißt: Ein Großteil der Böden dürfte belastet sein. Die Bodenproben, so Weber, gaben das jedoch nicht her. Die Kontrollen seien allerdings dort erfolgt, beklagt Buchmüller, wo neuer Mutterboden aufgetragen worden war.

Die Bezirksregierung hat angesichts der Entwicklung die Auflagen für die Firma Jost zur Staubminderung verschärft: „Annahme, Umfüllen, Umschlagen sowie die Lagerung von feinkörnigen Schrotten und sonstigen Stoffen mit besonderen Inhaltsstoffen darf ab sofort nur in einer geschlossen Halle erfolgen.“

Die Anordnungen der Bezirksregierung:

Bis zur Errichtung einer Werkhalle ist die offene Annahme und das Behandeln der Metalle untersagt. Alternativ zum Annahmestopp können die Lagerung und das Handling in einem geschlossenen Zelt mit einer Staubminderung mittels Befeuchtung stattfinden. Die Einsatzdauer der vorhandenen Befeuchtungsanlage muss verlängert werden. So soll die Verwehung von schwermetallhaltigen Stäuben verhindert werden. Die Wirkung der Anordnungen ist frühestens an den Juli-Ergebnissen der Staubmessung abzulesen sein.