Mülheim. .

„Petek“ ist auf Türkisch das Wort für „Wabe“ oder auch ein Frauenname. Besser kann man ein Business-Netzwerk kaum bezeichnen, das speziell für Migrantinnen gegründet wurde. Gut 40 Petek-Mitglieder gibt es momentan, viele im Ruhrgebiet. Am Freitag kamen zehn von ihnen zum Frühstück in einem Mülheimer Restaurant zusammen.

Wobei das Buffet stundenlang unberührt blieb. Die Teilnehmerinnen, alle beruflich selbstständig, überwiegend als Eine-Frau-Firma, berichteten engagiert von ihrem Werdegang und laufenden Projekten: die promovierte Sprach-Psychologin, die nun eine Immobilienverwaltung betreibt; die Kunsthandwerkerin mit Faible für Filz; die Veranstaltungsmanagerin, die aufwändige Hochzeiten organisiert; die türkische Unternehmens- und Finanzberaterin, deren Ehemann sich um Haushalt und Töchterlein kümmert, um nur einige Beispiele zu nennen. Alle haben einen Migrationshintergrund, der sie als Petek-Mitglieder qualifiziert, dies kann der französische Papa ebenso sein wie der türkische Gatte oder die eigene Herkunft aus Rumänien.

Referate und Seminare

Birnur Öztürk, Geschäftsfrau und Petek-Vorsitzende, betont dieses „Alleinstellungsmerkmal“, das sie auch von anderen weiblichen Wirtschaftsnetzwerken unterscheide. „Unternehmerinnen mit Migrationshintergrund haben teilweise noch größere Probleme, anerkannt zu werden.“ Dies möchte man fördern, berufliche Erfolge herausstreichen, Neugründerinnen unterstützen und positive, ermutigende weibliche Vorbilder schaffen. „Bei Petek-Treffen“, ergänzt Birnur Öztürk, „muss sich auch niemand für einen starken Akzent schämen. Das ist bei uns überhaupt kein Problem.“

Christina Gott-Jabby, Heilpraktikerin und Qigong-Trainerin, sagt: „Ich kenne auch andere Netzwerke, bei deren Treffen man schneller und direkter zum Geschäftlichen kommt. Hier geht es persönlicher zu.“ Was allen gefällt. „Wir machen aber auch Business“, betont demgegenüber die Petek-Vorsitzende Birnur Öztürk, und dass zu den Terminen normalerweise mehr Frauen kämen, 20 bis 30. Häufig würden Referate oder Seminare angeboten: „Wir haben auch schon gemeinsam einen Kurs besucht, um den Ausbildungsschein zu machen.“ Mit Erfolg: Eine der anwesenden Frauen, die Veranstaltungsexpertin, hat nun einen Azubi im eigenen Betrieb.

"Business Breakfast"

Die einzige Mülheimer Teilnehmerin beim gestrigen Business-Breakfast, Rita Lange (50), kam vor fast zwei Jahrzehnten als Spätaussiedlerin aus Litauen. In ihrer Heimat studierte sie, hätte Russisch unterrichten können, in Deutschland verdiente sie erst Geld mit Putzen, ehe sie sich als Kosmetik- und Gesundheitsberaterin selbstständig machte. Eine Biographie mit überraschenden Wendungen — auch das verbindet viele Petek-Frauen.

Gegründet wurde das Petek-Netzwerk 2005, seit 2008 ist es eingetragener Verein mit Sitz in Oberhausen und ehrenamtlichem Vorstand. Nach anfänglicher Förderung durch das NRW-Frauenministerium finanziert sich Petek nun ausschließlich über Mitgliedsbeiträge: 75 Euro pro Jahr.

Die nächsten Termine fürs „Business Breakfast“: 15. März in Münster und 26. April in Castrop-Rauxel. Dabei sind nicht nur Petek-Mitglieder, sondern alle Interessierten willkommen. Ausführliche Informationen zu den Veranstaltungen und zum Verein unter www.petekweb.de