Mülheim. .

„Mülheim leistet sich im Vergleich zu allen anderen Städten den teuersten Nahverkehr!“ Mit dieser Aussage konterte am Donnerstag Verkehrsdezernent Peter Vermeulen die Kritik von Grünen-Ratsfrau Brigitte Erd, bei der aktuellen Nahverkehrsplanung durch das formulierte Sparziel von 2 Mio. Euro von vornherein einen falschen Ansatz gewählt zu haben. Vermeulens Aussage sitzt. Der MVG-Betrieb ist der Stadt zu kostspielig. Nur: Liegt’s am vergleichsweise üppigen Nahverkehrsangebot – oder ist die MVG so teuer, weil ihr Verwaltungsapparat so viel Geld verschlingt?

Diese Frage haben nun die Grünen aufgeworfen, hörbar unzufrieden mit dem, was sich bisher in der ÖPNV-Planung abzeichnet. „Statt das Angebot für Kunden einzuschränken“, so ihr verkehrspolitischer Sprecher Axel Hercher, „wäre eine Kürzung bei den MVG-Strukturen im Verwaltungs-Overhead weitaus sinnvoller. Aber der scheint gegen jede noch so berechtigte Einsparabsicht immun.“

Kosten bei anderen Verkehrsbetrieben niedriger

Dass es in der MVG-Verwaltung vernachlässigte Sparpotenziale gibt, macht Hercher an einer Zahl fest, die nur mit mühsamer Bedienung der Lupenfunktion aus einer digitalen Verwaltungsvorlage aus November 2011 herauszulesen ist. Dort ist ausgewiesen, dass bei der MVG für Betriebsleitung, Verwaltung, Marketing und Vertrieb rund 8,9 Mio. Euro jährlich ausgegeben werden. Hercher: „In vielen anderen Verkehrsbetrieben liegen diese Kosten deutlich niedriger.“

Der Grünen-Politiker, ein ausgewiesener und selbst in Verwaltungskreisen anerkannter Nahverkehrsexperte, kündigt an, die Verwaltungskosten bei der MVG noch während der laufenden ÖPNV-Debatte thematisieren zu wollen. Am liebsten öffentlich. Doch die Stadtverwaltung habe ihm den Wunsch, den Kostenblock von 8,9 Mio. Euro aufzuschlüsseln, verwehrt. Das sei ein Thema, das in nichtöffentlicher Sitzung der betriebseigenen Gremien der MVG zu erörtern sei. Hercher will sich damit nicht zufrieden geben, den immensen Zuschussbedarf der MVG muss schließlich auch die Öffentlichkeit tragen. „Ich sehe sehr gute Chancen“, sagt er, „bei den Verwaltungskosten ein Viertel einzusparen.“ Diese Einschätzung lege auch der Vergleich nahe, wie teuer ein gefahrener Kilometer mit Bus und Bahn in Mülheim und wie teuer er anderswo sei. Auch da stehe die MVG relativ schlecht da. Das Jahresdefizit der MVG von zuletzt regelmäßig 27 bis 29 Mio. Euro macht ein Drittel bis ein Viertel des Betrages aus, der Kämmerer Uwe Bonan beim Jahresabschluss in den vergangenen Jahren als Deckungslücke blieb.