Mülheim. .

Viele Krankenversicherte über 16 Jahre haben bereits Post von der Krankenkasse bekommen: Nach der Reform des Transplantationsgesetzes zum 1. November 2012 verschicken die Kassen Informationsmaterial und einen Organspendeausweis, um ihre Versicherten um eine Entscheidung zu bitten, ob sie ihre Organe nach ihrem Ableben weitergeben möchten oder nicht.

Der Organspendeausweis dokumentiert also den eigenen Willen für oder auch gegen eine Organspende. So kann man seinen Angehörigen möglicherweise eine schwierige Entscheidung abnehmen. Auch die 35 000 Mülheimer AOK-Versicherten haben inzwischen Post bekommen. Zum heutigen „Tag der Organspende“ am 1. Juni geht die AOK noch einen Schritt weiter und informiert alle interessierten Bürger im Foyer des St. Marien-Hospitals (Kaiserstraße 50) von 10 bis 14 Uhr über das Thema. Dr. Anton Daul, Chefarzt der Klinik für Nephrologie und einer der Transplantationsbeauftragten des Hauses, steht als Ansprechpartner zu Verfügung.

"Das Hauptproblem ist der Vertrauensverlust"

Bei einer Expertenrunde, die sich am Freitag auf Einladung von AOK-Regionaldirektor Roland Angenvoort traf, war man sich einig, dass nur über eine breite Aufklärung auch mehr Bürger ihre Spendenbereitschaft erklären werden. Denn nach den im vergangenen Jahr bekannt gewordenen Manipulationsfällen an einigen Transplantationszentren ist die Spendenbereitschaft der Deutschen zurückgegangen.

Sie war zuvor schon eher niedrig im Vergleich zu Nachbarländern mit der so genannten Widerspruchsregelung (man muss widersprechen, wenn man nicht spenden will). Es gab hierzulande 14, 15 Spender auf eine Million Einwohner (Österreich und Belgien: 20 bis 30). Derzeit liege die Zahl der Spendewilligen in Deutschland nur um die zehn, so Dr. Daul. „Das Hauptproblem ist der Vertrauensverlust“, bilanziert Dr. Volker Eichhorn, Chefarzt der Anästhesiologie am Ev. Krankenhaus. „Jetzt müssen wir das Vertrauen mühsam zurückgewinnen.“

Gemeinsame Infoveranstaltung für die Mülheimer Bürger

Gemeinsam mit Dr. Georg Ohde, Leiter des Gesundheitsamtes, und AOK-Chef Angenvoort kam man auf Anregung von Bürgermeisterin Renate aus der Beek überein, eine gemeinsame Infoveranstaltung für die Mülheimer Bürger auf die Beine zu stellen, möglicherweise im Forum, wo viele Menschen erreicht werden können.

Eine Veranstaltung, die im Sinne von Mario Giorni sein dürfte. Der 45-Jährige lebt seit zwei Jahren mit einer Spenderniere und ist froh, dass er seine Ernährung nicht mehr auf die Dialyse abstimmen muss und auch wieder Rad fahren kann. In den letzten fünf Jahren konnte allein bei den Mülheimer AOK-Versicherten sieben Kranken durch eine Organspende geholfen werden.