Mülheim/Duisburg. Mit einem Geständnis hat in Duisburg der Prozess um die Erpressung von Aldi-Süd begonnen. Der 61-jährige Angeklagte hatte gedroht, vergiftete Lebensmittel in den Filialen auszulegen und 15 Millionen Euro gefordert. Dazu habe ihn die russische Mafia gezwungen, sagte der Salzburger vor Gericht.

Eine Forderung über rund 25 Millionen US-Dollar ging im Juni 2012 in der Konzern-Zentrale von Aldi in Mülheim ein. Ein Erpresser, der sich als Vertreter einer „weltweit operierenden russischen Organisation“ ausgab, drohte damit, im Falle der Nichtzahlung vergiftete Lebensmittel in Aldi-Filialen auszulegen. Seit Mittwoch steht ein 61-jähriger Österreicher wegen der versuchten Erpressung vor dem Landgericht Duisburg.

Der Mann hatte seit vielen Jahren in Thailand gelebt, war dort „Chefredakteur“ eines Szene-Blättchens in gedruckter und elektronischer Form. Im Juni 2012 hatte er sich als „Igor Igorow“ erstmals telefonisch und schriftlich bei Aldi gemeldet. Dort verwies man ihn an eine angeblich auf solch schwierige Verhandlungen spezialisierte Vermittlungsfirma, mit der der Mann fortan per Telefon und Mail, die er von seinem Büro-Computer aus schickte, regelmäßig Kontakt hatte.

Hinter Vermittlungsfirma verbarg sich die Essener Kripo

Was der 61-Jährige offenbar bis zuletzt nicht begriff: Hinter der Vermittlungsfirma verbarg sich die Essener Kripo, die den Erpresser erfolgreich mehrere Monate hinhielt. Beim Verlesen diverser Telefonprotokolle und E-Mails konnten sich Juristen wie Zuhörer im Gerichtssal an einigen Stellen das Lachen nicht verkneifen. So beschwerte sich der Anrufer darüber, dass die Firma nur täglich von 10 bis 12 Uhr zu erreichen sei und darüber, dass man über sie gar nichts im Internet finden könne. Aldi habe da wohl wieder eine Briefkastenfirma installiert, mutmaßte der Erpresser.

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Ende Juli hatte „Igor Igorow“ sich von den ursprünglichen Drohungen distanziert. Nun wollte er nur noch eine mit fairen wie unfairen Mitteln geführte Medienkampagne starten, falls Aldi nicht zahle. Seitenweise zitierte er in diesem Zusammenhang Grundsatzurteile des Bundesgerichtshofes zum Thema Erpressung und Nötigung, aus denen er für sich selbst Straffreiheit ableiten wollte.

In Bangkok festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert

Ein Irrtum. Dank der zahlreichen elektronischen Spuren, die der 61-Jährige hinterlassen hatte, konnte man ihn relativ rasch in Thailand ausfindig machen. Ende 2012 wurde er Dank der Unterstützung der thailändischen Behörden in Bangkok festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert.

Der Angeklagte gestand am Mittwoch, die Telefonate geführt und die E-Mails abgeschickt zu haben. Allerdings will er das nicht freiwillig getan haben: Die Russen-Mafia habe ihn dazu gezwungen. Der einzige Umstand, der nicht dagegen spricht: Bislang konnten die Ermittler nicht nachweisen, dass der 61-Jährige Zugriff auf das Konto in Kambodscha hatte, auf das die geforderten Millionen überwiesen werden sollten.

Für den Prozess sind zwei weitere Verhandlungstage geplant.