Mülheim. .

Ein Blick hinter die Kulissen kann ernüchternd sein – bei den „Stücken 2013“ soll er jedoch Fragen aufwerfen und das Geschehen auf der Bühne ergänzen. Studierende der Fachhochschule Dortmund gestalteten mit ihrem Professor Ovis Wende die Foyers der drei Spielstätten, in denen die Texte, deren Autoren diesmal für den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert sind, inszeniert werden.

Im vergangenen Jahr lagen die Foyers blank da. „Wir haben auf eine Gestaltung verzichtet“, sagt Festivalleiter Udo Balzer-Reher. Schon da sollte eigentlich eine andere Deko her, doch wie die aussehen sollte, wusste man nicht – und dann wurde die Zeit knapp. Letztlich entschied man sich, mit Ruhe neu anzufangen und sich fachkundige Hilfe zu holen. Die fand das Theaterbüro an der Fachhochschule Dortmund, wo Prof. Ovis Wende im Fachbereich Kunst im öffentlichen Raum und Szenografie lehrt.

Die „Stücke 2013“ werden in drei Spielstätten gezeigt: Stadthalle, Ringlokschuppen und Theater an der Ruhr.
Die „Stücke 2013“ werden in drei Spielstätten gezeigt: Stadthalle, Ringlokschuppen und Theater an der Ruhr. © WAZ-Grafik

Vielschichtiges Konzept entwickelt

Sechs Master-Studentinnen entschieden sich für das komprimierte Stücke-Seminar: Nur vier Wochen blieben nach Semesterstart, um eine Gestaltung zu entwickeln und umzusetzen. Dabei, berichtet Prof. Ovis Wende, sollte die Identität der drei Häuser berücksichtigt und den unterschiedlichen räumlichen und architektonischen Voraussetzungen in Stadthalle, Ringlokschuppen und Theater an der Ruhr Rechnung getragen werden. Es wurde ein Konzept entwickelt, das sowohl den Klassizismus als die Industriearchitektur in Szene setzt.

Die inhaltliche Verbindung zum Theater stand für Professor und Studentinnen nie in Frage. Sie wurde auf mehreren Ebenen geschaffen. „Das Foyer wird zur Hinterbühne“, sagt Wende. Die Dortmunder gestalteten Kulissen, die auf die einzelnen Räume zugeschnitten sind und effektvoll dort verteilt stehen. „Wie Bühnenarbeiter“ sollen sich die Zuschauer zwischen den Kulissen bewegen. Ergänzt wird das durch eine Geräuschkulisse, die auf den inszenierten Texten basiert. Lautsprecher in den Aufbauten sollen zusätzlich motivieren, hinter die Kulissen zu blicken.

Requisiten selbst zusammengestellt

Dort erwartet die Neugierigen nicht nur blankes Holz, sondern zudem von den Studentinnen zusammengestellte Requisiten. Diese sind jeweils auf das gezeigte Stück abgestimmt. Eine zusätzliche Verbindung wird durch sogenannte „Voyeure“ hergestellt: Die Porträts der Autoren wurden dazu in einem Aufsteller verarbeitet – doch nur derjenige, dessen Stück auf die Bühne kommt, wird an diesem Abend ins Foyer gelassen. Die anderen müssen draußen blieben.

Erstmals sollen die Stücke 2013 mit einer besonderen Aktion in die Stadt getragen werden: Mit Großfiguren werden Studenten während des gesamten Festivals durch die Innenstadt ziehen und Gewinnspielkarten verteilen. Wer einen Zweizeiler über die Bedeutung des Theaters per E-Mail schickt, hat die Chance, Freikarten zu gewinnen. Neben den acht „großen“ gibt es zum vierten Mal auch die „Kinder-Stücke“ mit eigenständigen Produktionen für den Nachwuchs. Mit Geschichten, welche die Lebenswelten von Kindern in unserer schnellen Zeit berühren.

Welterklärungsmodell

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Die zunehmende Flexibilität von Eltern hinterlässt nicht zuletzt zwiespältige Gefühle, Verunsicherungen und Schräglagen im Mikrokosmos einer Kindheit, gepaart mit dem Verlust von Vätern, Müttern, Freunden und vertrauter Umgebung. Wenn auch kein wirklicher Trend bei den Kinder-Stücken auszumachen war, so sind es diese Themen, die im Mittelpunkt stehen. Fünf Stücke, darunter eins im Bus auf den Schulhöfen und eins im Klassenzimmer, stehen vom 13. bis 14. Mai auf dem Spielplan.

Ähnlich wie bei den Mülheimer Theatertagen gibt es nach den Aufführungen Publikumsgespräche und am Ende auch eine Jury-Diskussion um den mit 10 000 € dotierten Kinder-Stücke-Preis. Das kleine Festival beginnt am Montag, 13. Mai, 10 Uhr, mit Peter Lichts „Wunder des Alltags“ vom Jungen Düsseldorfer Schauspielhaus im Ringlokschuppen für Kinder ab 6 Jahren. In Lichts „Welterklärungsmodell“ geht es um Grundsätzliches wie Taschengeld, Lutscheis, Arbeit, Internet und natürlich Wunder.