Mülheim.

Diese Brücke ist ein Symbol für den miserablen Zustand der Brücken in Deutschland insgesamt“, befand Michael Groschek, Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister, am Samstagmittag beim Ortstermin auf der Thyssen-Brücke an der B 223 in Styrum. Innerhalb der „Woche der Infrastruktur der NRW SPD“ hatte SPD- Bundestagskandidat Arno Klare den Landesminister eingeladen, um direkt neben dem fließenden Verkehr auf der maroden Stahlfachwerkkonstruktion von 1909 über Brückensanierung und -neubau in Mülheim und NRW zu sprechen.

Der Landesminister holte in Gegenwart der lokalen Parteiprominenz zum Rundumschlag aus über die „desaströse Unterfinanzierung“ der Infrastruktur seitens der Bundesregierung. Seine Partei stehe längst in den Startlöchern, um nach dem „angestrebten Politikwechsel“ bei der Bundestagswahl im September 2013 die Weichen anders zu stellen.

Eröffnung könnte 2015 oder 2016 sein

Die Thyssen-Brücke hat bereits jetzt oberste Priorität: Groschek versicherte, das Planfeststellungsverfahren für den Neubau beginne noch in 2013. „Dann muss man mit etwa zwei Jahren Bauzeit rechnen. Die Eröffnung kann 2015 oder 2016 sein.“ Die Bahn spiele mit, müsse aber eventuell während der Bauphase betriebsbedingte Sperrungen vornehmen. Als Teil der Oberhausener Straße führt die Brücke über elf Gleisanlagen von Bahn und Mannesmann.

Im Zuge der Teilprivatisierung der Bahn 1994 habe die Kommune „dieses Danaergeschenk in hundsmiserablem Zustand“ erhalten. Bei voller Auslastung ist die vor allem unter dem zunehmenden Schwerlastverkehr ächzende Brücke nicht mehr sicher, so dass sie seit Juli 2012 für Lkw über 7,5 Tonnen gesperrt ist.

An 14-Millionen-Neubau führt kein Weg vorbei

Bereits Ende der 90er Jahre wurde sie mit einer aufgesetzten Bogenkonstruktion verstärkt. Ein Begegnungsverbot für Straßenbahnen folgte, um bis 2014 überhaupt eine Standfähigkeit bescheinigt zu bekommen. „Alle diese Maßnahmen können die Brücke nicht dauerhaft sichern“, betonte auch Arno Klare. Deshalb führt kein Weg am 14 Millionen teuren Neubau vorbei.

Der Unterbezirksgeschäftsführer erklärte, der Sanierungsstau für Straßen betrage in Mülheim 30 Millionen Euro, davon befänden sich 28 Prozent im „roten Bereich“. Die Lage spitze sich immer mehr zu, wie in allen Ruhrgebietsstädten.

„Der Stau muss weg“, waren sich Klare und Groschek einig. Der Verkehrsminister nannte drei Hauptforderungen der SPD-geführten Länder für den Straßenbau. 1. Sparen: „Nicht jede Brücke muss ein Werk der Ingenieurskunst sein.“ 2. Eine dauerhaft verbesserte Finanzierung. 3. LKW-Maut für Bundes-, Landes- und kommunale Straßen, die eins zu eins in die Verkehrsinfrastruktur fließen müssen, um akzeptiert zu werden.