Mülheim. .

Da die Stadt das Bummeltempo der Bahn AG zu Genüge noch von den Umbauplanungen am Hauptbahnhof kennt, mahnt Brücken-Experte Horst Chluba die Politik nun zum Tempo: Die Thyssen-Brücke an der B 223 in Styrum wird nicht mehr lange die Last tragen können, die ihr durch den weiter wachsenden Verkehr auferlegt ist. Dringend muss ein Neubau geplant werden.

Chluba präsentierte am Dienstag im Planungsausschuss entsprechende Belastungskennziffern zur Brücke, die als Teil der Oberhausener Straße über elf Gleisanlagen von Bahn und Mannesmann führt. 11 100 Fahrzeuge rollen schon heute täglich über die Brücke, dazu die Straßenbahn. Stark frequentiert ist sie auch vom Schwerlastverkehr. 500 bis 600 Lkw sind es täglich. Laut Prognose sollen schon in neun Jahren 900 Lkw hier herfahren, bei 12 000 Fahrzeugen insgesamt.

Dabei rollt der Verkehr zurzeit immer noch über eine Stahlfachwerkkonstruktion aus dem Jahr 1909. Der Stahl sei äußerst spröde, so Chluba. Hinzu komme, dass die Brücke überhaupt nicht auf eine derartige Belastung eingestellt sei. Ende der 90er-Jahre habe man noch eine Bogenkonstruktion auf die Brücke aufgesetzt, um sie „einigermaßen tauglich zu machen“, zuletzt habe man etwa ein Begegnungsverbot für Straßenbahnen eingeführt, um überhaupt bis 2014 eine Standfähigkeit attestiert zu bekommen.

Förderfähigkeit ausgeschlossen

Chluba berief sich im Ausschuss auf die Feststellung eines Statikers, die restliche Lebensdauer der Brücke betrage maximal fünf bis zehn Jahre. „Wir müssen uns jetzt mit einem Neubau befassen“, so der stellvertretende Leiter des Tiefbauamtes mit Hinweis darauf, dass das Genehmigungsverfahren zum Überbau der dortigen Bahn-Oberleitungen „aus Erfahrung“ ein langwieriges Prozedere werden könne.

Chluba präsentierte schon Pläne für einen Neubau. Der soll nördlich der bestehenden Brücke in Angriff genommen werden, so könnte die alte Brücke während der Bauzeit weiter den Verkehr zwischen Styrum und Innenstadt tragen. Bis es aber so weit ist, vergeht Zeit. Zeit, in der die Brücke weiter altert – nicht ausgeschlossen ist laut Horst Chluba, dass sie zwischenzeitlich gar mit Fahrverboten, etwa einer Beschränkung auf Lastwagen mit 7,5 Tonnen, belegt werden muss.

Die Stadt ist bereits mit Neubauplänen an den VRR und die Bezirksregierung herangetreten, um die Möglichkeiten einer finanziellen Förderung abzuklären. Diese allerdings sahen keine Förderfähigkeit, weil der Neubau mit separater Fahrbahn und Bahntrasse stadtauswärts, zwei Fahrspuren stadteinwärts sowie beidseitig Rad- und Fußgängerwegen laut Chluba keinen „verkehrlichen Mehrwert“ bringe. Eine neue Planungsvariante sieht nun eine Überbauung mit separater Gleistrasse zwischen Hauskamp- und Marienstraße vor, gleichzeitig ist schon eine Anbindung an die mögliche Styrumer Tangente eingeplant. Das ist förderfähig, würde den Steuerzahler letztlich aber 14 anstatt 11,5 Mio Euro kosten.