Mülheim. .
Kurzarbeit, das ist die gute Nachricht in turbulenten Zeiten in der heimischen Stahlindustrie, wird vorerst nicht nötig sein bei Vallourec & Mannesmann (V&M). Und doch sind die Beschäftigten erneut in Alarmstimmung: Die namhafte Unternehmensberatung Roland Berger ist im Haus, soll weitere Einsparpotenziale ausfindig machen, obwohl das letzte Restrukturierungsprogramm samt Abbau von 190 Stellen noch gar nicht abgeschlossen ist.
Eine entsprechende WAZ-Information bestätigte am Montag der Betriebsratsvorsitzende im Mülheimer Werk von V&M, Gerhard Oelschlegel. „Es ist uns klar“, sagte er, „dass nichts Gutes dabei rauskommen dürfte.“ Thema für Roland Berger seien Kosten, Optimierung, aber auch Marktpotenziale. Oelschlegel bringt dabei die Erwartung des Betriebsrates zum Ausdruck, dass man sich von der Unternehmensberatung auch Antworten auf die Frage erhoffe, wo und wie V&M neue Märkte erschließen könne. Mit dem neuen Werk von V&M in den USA sei den Mülheimern schließlich ein kompletter Absatzmarkt für deren Kleinrohre genommen worden. In zwei bis drei Wochen, so Oelschlegel, soll die Unternehmensberatung mit ihrer Prüfung durch sein. Der Vorstand habe dem Betriebsrat zugesagt, die Ergebnisse transparent zu machen. „Es soll kein Geheimpapier sein.“
Schlechte Auftragslage
Die neuerliche Suche nach Einsparpotenzialen kommt in einer Zeit, in der die Auftragslage „bei Weitem nicht gut ist“, wie der Betriebsratschef sagt. Kurzarbeit für die Stammbelegschaft kann momentan nur deshalb verhindert werden, weil a) die Zeitkonten noch Guthaben aufweisen und b) die Werksleitung die Beschäftigungslücke schließt, indem sie sich von Leiharbeitnehmern und befristet Beschäftigten trennt. Letzteres, so Oelschlegel, habe sich mittlerweile zum „riesen Problem“ entwickelt. Vor einiger Zeit noch konnte V&M Leiharbeitnehmer, die in Mülheim nicht mehr gebraucht wurden, ins Werk nach Düsseldorf-Rath vermitteln. „Dort gibt es jetzt aber auch keine Chance mehr“, so der Betriebsrat. Keine gute Aussicht für momentan noch 55 Leiharbeiter und befristet Beschäftigte am Standort Mülheim; Anfang 2013 waren es noch gut 100.
Abbau von 190 Stellen macht laut Betriebsrat Probleme
Roland Berger, Auftragsflaute – dabei hat V&M sein letztes Restrukturierungsprogramm noch gar nicht ganz abgeschlossen. Zwar ist laut Oelschlegel die Investition von 30 Mio. Euro für eine Produktivitätssteigerung entweder schon getätigt oder zumindest fest verplant, doch stockt der Abbau von seinerzeit vereinbarten 190 Stellen ohne betriebsbedingte Kündigungen. Laut Betriebsrat sind erst 150 Stellen abgebaut.
Der Abbau von 190 Stellen, der Mitte 2011 fixiert wurde, macht laut Betriebsrat Probleme, weil sich nicht ausreichend Mitarbeiter finden, für die ein Ausscheiden über Altersteilzeit vor allem finanziell in Frage kommt. „Ein Großteil kann sich das finanziell gar nicht erlauben“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Gerhard Oelschlegel. Es sei teilweise erschreckend, was Produktionsarbeitern bei einem frühzeitigen Ausscheiden an Rente bleibe. Selbst Mitarbeiter mit 40 Jahren im Schichtdienst kämen bei Berücksichtigung der Abschläge manchmal nicht auf 1000 Euro.