Mülheim.

Ein Mann der Zahlen möchte Michael Alsentzer nicht sein, denn so sieht er sich selbst nicht. Vielmehr liegt dem freundlichen Mann der Umgang mit Menschen, mit Organisation und Personalplanungen. Seit September 2012 ist der 57-Jährige der neue Leiter des Mülheimer Finanzamtes. Und freut sich auf neue Aufgaben in seiner Heimatstadt.

Von seinem Bürofenster aus blickt der Besucher an blühenden Bäumen vorbei auf den Fluss – seit 20 Jahren lebt der Jurist in der Stadt an der Ruhr. „In Saarn“, verrät der gebürtige Essener. „Dort fühle ich mich wohl.“ Lange Jahre hat Michael Alsentzer in Duisburg gearbeitet. Zunächst als Leiter des Finanzamtes Süd, dann in Duisburg-West. „Mülheim ist nun etwas größer.“ 240 Mitarbeiter kümmern sich an der Wilhelmstraße um die Steuererklärungen von 45.000 Arbeitnehmern, 22.500 Selbstständigen und 1200 Kapitalgesellschaften. Muss er seine eigene Steuererklärung auch in Mülheim abgeben? „Theoretisch ja, praktisch wird sich eine Ausnahmeregelung finden lassen, so dass sie von einem unabhängigen Mitarbeiter bearbeitet wird.“

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Bei so viel Wirbel um Uli Hoeneß und seine mutmaßliche Steuerhinterziehung liegt die Frage nah: Gibt es auch in Mülheim Selbstanzeigen? „Natürlich“, sagt Alsentzer, ohne genaue Zahlen nennen zu können. Nur so viel: Wenn Fälle wie Zumwinkel, Hoeneß oder der Ankauf von Steuerdaten-CDs durch die Medien gehen, steige dementsprechend auch die Zahl der Selbstanzeigen. Diese müssen übrigens beim zuständigen Finanzamt angegeben werden. „Die strafrechtliche Seite prüfen dann die Profis von der Steuerfahndung in Essen, die auch zuständig für Mülheim ist.“ Natürlich gehe auch in Mülheim jedes Jahr viel Geld durch Steuerhinterziehung verloren – beziffern ließe sich das jedoch kaum. „Wenn es überall passiert, dann eben auch hier.“ Schließlich fängt Steuerhinterziehung bereits bei der aufgerundeten Kilometerangabe an. Doch: „Eine 100-prozentige Überprüfung kann man bei der derzeitigen Personalstärke nicht gewährleisten.“ Zudem müsse der Aufwand in Relation zum Ertrag stimmen.

Positiv in die Zukunft

Fehlt es denn an Personal? „Natürlich kann man immer bessere Arbeit mit mehr Leuten machen. Trotzdem ich habe viel Verständnis für die Bemühungen der Landesregierung, es mit weniger Personal hinzubekommen“, sagt er diplomatisch. Die Automatisierung der Steuererklärung durch Elster sei bereits eine große Unterstützung – „für Bürger und Mitarbeiter“. Dafür stehen Alsentzer und seine Mannschaft vor einer neuen Aufgabe: Mit Einführung der elektronischen Steuerkarte ist Mehrarbeit auf die Finanzämter zugekommen. „Diese Aufgabe haben wir von den Kommunen übernommen.“ Doch er blickt optimistisch in die Zukunft: „Nach der Umstellphase wird es sicher eingespielt haben.“