Mülheim. Gewinnt man oder verliet man, wenn man Geld auf dem Sparbuch hortet, statt es auzugeben? Zwei Meinungen am Weltspartag.
Jeden Cent steckt Laura in ihre Spardose. Das tut die Vierjährige immer, wenn sie zu Weihnachten oder zum Geburtstag Geld geschenkt bekommt. Gestern war Zähltag. Ihre Spardose brachte sie zusammen mit ihren Großeltern in die Sparkasse. Laura hat eifrig gespart: „Über 100 Euro“, sagt sie stolz. Die kommen nun aufs Sparbuch. Doch: Wie viel sind Lauras 100 Euro in zehn oder 20 Jahren wert? Lohnt sich Sparen überhaupt noch?
Zum Weltspartag hat die Sparkasse Mülheim eine Woche lang in die 13 Filialen zur Spendenaktion „Sparen und Helfen“ eingeladen. Für jede abgegebene Spardose spendet die Bank 5 Euro an eine gemeinnützige Sache. Vor allem Kinder sind mit ihren Eltern in die Hauptfiliale am Berliner Platz gekommen. Auch Gabi Seeger gibt mit ihrem Sohn Jonas (10) den Inhalt der Spardose ab. „53 Euro waren darin“, sagt der Junge. Und was möchtest du dir davon kaufen? „Weiß ich noch nicht“, sagt er. „Das kommt wohl darauf an, was es zu Weihnachten gibt“, ergänzt die Mama. Auch ihr gehe es vor allem darum, dass ihr Sohn lernt, mit Geld umzugehen.
Ottonormalsparer verliert
„Der Spargedanke erlebt seit der Finanzkrise 2008 eine Renaissance“, weiß Sparkassen-Sprecher Frank Hötzel. Dem Sparbuch-Zins von 0,5 % steht allerdings eine Inflationsrate von 2% gegenüber. Kinder werden wohl nicht so weit denken, doch verliert das Geld von Ottonormalsparer im Laufe der Jahre an Wert.
„Es geht auch nicht um langfristige Geldanlagen“, erklärt Frank Hötzel. Die meisten Kunden mit Sparbuch sparen für kurzfristige Anschaffungen. Denn: „Es steht für Solidität.“ Geht die Waschmaschine kaputt, hat der Verbraucher schnellen Zugriff auf seine Rücklage – ohne Risiko. „Soll das Geld längerfristig und mit Gewinn angelegt werden, erstellen wir natürlich individuelle Finanz-Modelle.“ Das Sparbuch sei aber die Basis dafür.
Lieber sinnvoll investieren
„Sparen lohnt sich für Verbraucher nicht mehr“, findet dagegen Unternehmer Heinz Wilhelm Paschmann, Mitglied des Einzelhandelsverbands Essen/Mülheim. Die Zinsen seien zu niedrig, die Inflation zu hoch, das Geld also später weniger wert. Das Übrige vom Monatsgehalt auf den Kopf zu hauen bringe aber ebenso wenig – vielmehr lohne es sich, in sinnvolle Anschaffungen zu investieren.
„Hat man eine zehn Jahre alte Waschmaschine, lohnt es sich, jetzt eine neue zu kaufen – die spart Strom und ist heute günstiger als in ein paar Jahren.“ Und: „Langfristige Vermögenswerte sind sinnvoll“, weiß Paschmann. Genau wie Investitionen in die Altersvorsorge.