Mülheim.

„Schön ist die Ju-hu-gend, sie kommt nicht mehr“, singt ein kleiner Frauenchor aus Menschen, die es wissen müssen. Fünf Mülheimerinnen jenseits der 70 haben jetzt dieses Lied aufgenommen. Das Besondere: Sechs Jugendliche mischen ebenfalls mit, sie rappen selbst geschriebene Strophen, dann hört man wieder die Damen mit ihrem Refrain.

Das Ganze läuft unter dem Motto „HipHop meets Volksmusik“ als Generationenprojekt. Angestoßen hat es das Familiennetzwerk Heißen, gesponsert die Volksbank Rhein-Ruhr. Produziert wurde der Song in einem Keller-Tonstudio an der Sandstraße, wo die alteingesessene HipHop-Gruppe „Pottpoeten“ ihren Hauptsitz hat. Einer von ihnen, Hossam Ali, ist nicht nur Musiker, sondern auch beruflich tätig als Sozialpädagoge. Ali kümmerte sich um die Umsetzung der Idee und baute das Soundgerüst.

Die Frauen, im Alter zwischen 71 und 80 Jahren, wurden bei einem Awo-Tanzcafé von der Netzwerkkoordinatorin Isabelle Wojcicki angesprochen, denn sie weiß: „Senioren singen ja gerne.“ Eigentlich seien sie alle Schlagerfans, sagt Erika Henze (71), „auch aktuelle Titel.“

Zusammenschnitt wird über Internetseite der Stadt veröffentlicht

Die Jugendlichen, vier Mädchen, zwei Jungs zwischen 11 und 21, fand Isabelle Wojcicki im Bekanntenkreis, sie arbeitet auch im Jugendzentrum Stadtmitte. Insgesamt vier Mal kam die auch kulturell recht bunt gemischte Projektgruppe zusammen. Erst hätten sie die „Mundorgel“ durchgeblättert, berichtet Hossam Ali, Volkslieder gesucht: „Erstaunlicherweise konnten die Jugendlichen 30 bis 40 Prozent mitsingen.“ Das war aber letztlich nicht ihr Part im Projekt, sondern sie sollten Rap-Texte schreiben, Thema: Zukunft, Perspektiven.

Bei Assia El-Hafsi (16) geht es nun um eine verlorene Freundschaft, einer der Jungs rappt über „fünf Jahre Knast“. Im Zusammenschnitt, der demnächst z.B. über die Internetseite der Stadt veröffentlicht werden soll, klingt das harmonisch, und die Gruppentreffen waren es offenbar auch: „Die lachen nicht über uns Alten, sondern nehmen uns ernst“, bemerkt Inge Schwamborn (80). Umgekehrt augenscheinlich auch.