Mülheim. Rund um die Schrottverarbeitung Jost in Mülheim stellte die Bezirksregierung im letzten Quartal des Jahres 2012 eine erhebliche Verringerung der Schadstoffwerte fest. Doch diese Ergebnisse stehen jetzt in Frage. Die Messanlage wurde möglicherweise manipuliert.

Der Optimismus, mit dem die Bezirksregierung jüngst für die letzten vier Monate des Jahres 2012 eine erhebliche Verringerung der Nickel- und Bleibelastung rund um die Schrottverarbeitung Jost an der Weseler Straße veröffentlicht hat, ist mit Fragezeichen zu versehen. Wie das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) auf WAZ-Nachfrage bestätigte, ist die entsprechende Messanlage mindestens in zwei Monaten „möglicherweise“ gar manipuliert worden.

Die Bezirksregierung für das letzte Quartal 2012 festgestellt: „Durch die Stilllegung der Fallwerke im September 2012 und die verstärkte Kontrolle des Einsatzes von Einrichtungen zur Staubminderung sind die Nickel- und Bleibelastungen im Staubniederschlag in Herbst und Winter 2012 sehr deutlich zurückgegangen, sodass künftig geringere Gehalte erwartet werden.“ Auf Nachfrage stellte sich jedoch heraus, dass für zwei der vier Monate gar keine Messergebnisse vorliegen.

Landesumweltamt kann Manipulation nicht ausschließen

Das Lanuv schloss gegenüber der WAZ eine Manipulation der Messanlage nicht aus. Die mit der Auswertung der frei zugänglichen Messanlage beauftragte Firma habe bei der Entnahme des offenen Glasbehälters, der den Staubniederschlag auffängt, im Oktober und November derart starke Verunreinigungen festgestellt, dass eine Aufarbeitung und Analyse der Proben nicht möglich gewesen sei. Das Lanuv könne „nie hundertprozentig ausschließen, dass Proben verunreinigt, gestohlen, zerstört oder in anderer Weise manipuliert werden“.

Wie vertrauenswürdig sind dann die Blei- und Nickelwerte für September und Dezember, die extrem weit unter den Ergebnissen der vergangenen zehn Jahre liegen? Das beauftragte Labor, so eine Lanuv-Sprecherin, habe die Messungen „als korrekt eingestuft“, im Glas ­habe es eine gleichmäßige Staubschicht gegeben.

Bürger sehen nach Stilllegung der Fallwerke wenig Besserung

„Wurde das Gefäß gegebenenfalls abgedeckt?“ Die Speldorfer Bürger, die gegen die Umweltbelastungen kämpfen, haben kein Vertrauen, glauben an Manipulation. „Wie ­diese simple Messeinrichtung unbemerkt überhaupt ausfallen kann, ist vollkommen schleierhaft“, so Horst Buchmüller. Die Bürger von der Hofackerstraße glauben nicht, dass allein die Stilllegung der Fallwerke die Wende zum Guten gebracht haben soll.

Dies sei „eine Schutzbehauptung“ der Bezirksregierung zu Gunsten der erweiterungswilligen Firma Jost, so Winfried Wenzek. Verursacher der Staubentwicklung sind laut Roland Baldur Schäfer in erster Linie die fortdauernde Schrottzerkleinerung und der Umschlag. Ein Ende der Belastung sei keineswegs in Sicht . . .