Mülheim. .
In der Orthopädie gibt es viele Einsatzmöglichkeiten für naturheilkundliche Verfahren. Über die Behandlung von Gelenk- und Wirbelsäulenleiden mit naturheilkundlichen Mitteln referiert Dr. Peter Weih bei der nächsten Patientenveranstaltung des Mülheimer „Doc-Net“ am kommenden Mittwoch, 17. April, in der Evangelischen Familienbildungsstätte (Beginn: 18 Uhr). Der Eintritt ist frei.
Naturheilkunde und Orthopädie – das ist kein Widerspruch?
Dr. Peter Weih: Ganz und gar nicht. Wir machen viel mit Akupunktur, das ist ja auch Naturheilkunde, wir Schröpfen, und es gibt pflanzliche Mittel, die man spritzen kann. Diese alternativen Therapieverfahren werden von den Patienten sehr gut angenommen.
Wobei hilft Akupunktur, und wobei das Schröpfen?
Weih: Die Akupunktur hilft sehr gut bei chronischen Knieschmerzen, also bei Verschleißerkrankungen, und bei chronischen Schmerzen der Lendenwirbelsäule. In beiden Fällen übernehmen übrigens die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten. Das Schröpfen wird meist bei Verspannungen, etwa im Hals/Nackenbereich oder an der Lendenwirbelsäule angewendet, wo man versucht, so die Durchblutung zu fördern.
Wie sieht es mit der Anwendung von Arzneien aus?
Weih: Wir verwenden bei Schwellungen auch Arnika oder spritzen homöopathische Mittel in die Gelenke, zum Beispiel Traumeel. Bei einer starken Entzündung gibt man erst einmal eine Kortisonspritze, damit man die akute Entzündung wegbekommt. Wenn das gut hilft, kann man mit Traumeel weitermachen.
Wie ist die Nachfrage der Patienten bei naturheilkundlichen Behandlungsangeboten?
Weih: Die meisten wollen einen Mix aus Schul- und naturheilkundlicher Medizin. In der konservativen Orthopädie ist dieser Ansatz auch weit verbreitet.
Man nutzt natürliche Stoffe für Gelenke und Sehnen, die den Knorpel optimal ernähren. Zweiprozentige Hyaluronsäure etwa wird auch an Sehnen gespritzt, also dahin, wo der Muskel am Knochen ansetzt, etwa beim so genannten „Mausarm“.
Weih: Ein modernes Mittel ist die Orthokin-Therapie mit Eigenblut, mit der man eine Entzündungshemmung schafft, indem man aus dem Blut entzündungshemmende Stoffe isoliert, diese vermehrt und dann dem Patienten wieder zurückgibt, quasi als Hilfe zur Selbsthilfe.
Wo stößt die die Naturheilkunde an ihre Grenzen?
Weih: Bei schwerer Arthrose – bei den Arthrosegraden drei bis vier – kann man mit der Naturheilkunde höchstens noch eine Linderung erzielen. Aber das muss man immer individuell entscheiden.