Mülheim. . Ein strenger Winter bedeutet wenige Mücken im darauf folgenden Sommer? Nicht unbedingt! Wie Elke Brandt vom Mülheimer Nabu erklärt, macht den Insektenlarven lange anhaltender Frost im Grunde nichts aus. Somit dürfen wir uns wohl auch 2013 über die Quälgeister ärgern.

Es war eine kleine, vage Hoffnung, dass der lange Winter doch noch eine gute Seite hat. Doch ein einziger Anruf bei Elke Brandt, Vize-Chefin des Naturschutzbundes (Nabu) Mülheim, hat die Hoffnung im Keime erstickt: Nein, nein, es sei keinesfalls so, sagte sie, dass man sich wegen der anhaltend kalten Witterung auf einen Sommer mit weniger Mücken, Wespen etc. freuen könne.

„Haben Sie schon mal von den Mückenplagen in Lappland gehört?“, lautet die erste, kecke Reaktion auf die Nachfrage der WAZ. „Dort ist es noch viel kälter als bei uns, und trotzdem haben die unzählige Mücken.“ Der Frost allein mache den Insekten nichts aus; Probleme bekämen die Tiere lediglich bei starken Temperaturschwankungen. „Frieren, Tauen, Frieren, Tauen und nochmals Frieren, Tauen – das mögen sie nicht“, erklärt Brandt. Denn das gefährde die Brut: die vielen Larven, Eier und Puppen, die in Baumritzen oder Erdspalten auf die ersten warme Tage und damit aufs pralle Leben warten. Die stark wechselnden Temperaturen nämlich brächten Feuchtigkeit mit sich und damit die Gefahr von Schimmel, der den Nachwuchs rasch eingehen lasse.

Später Frühling auch im Jahr 1950

Mücken, Wespen und all die anderen Tierchen werden uns in diesem Sommer wieder manche Gartenparty verderben. Dabei macht es keinen Unterschied, so Elke Brandt, dass sich zurzeit noch alles „in Warteposition“ befindet. „Sobald die Witterung umschlägt, holt die Natur das in wenigen Tagen auf.“

Solange man noch singen könne „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus“, sei alles im grünen, sprich normalen Bereich. Elke Brandt schwärmt noch heute von einem Jahr, da sich der Frühling ebenfalls viel Zeit gelassen hat: „1950 bin ich in die Schule gekommen und die Lehrerin hatte am 11. Mai Geburtstag. Ich weiß noch, wie meine Mutter mir aus den Blüten eines Apfelbaumes in unserem Garten ein Kränzchen für sie geflochten hat.“ Das kleine Mädchen Elke war stolz damals. Und konnte dem langen, harten Winter so durchaus eine gute Seite abgewinnen...