Mülheim. Vor einer Woche setzte eine 15-Jährige ihr Neugeborenes in Mülheim aus. Der Säugling wurde gefunden und in einer Klinik versorgt. Die Stadt Mülheim will das Baby jetzt wieder in seine Familie geben, “damit dort schnell Ruhe einkehrt“. Der Kommunale Soziale Dienst soll Vormund bleiben.

Das am Scharpenberg ausgesetzte Baby soll möglichst in der Familie seiner jungen Mutter (15) aufwachsen können, teilte die Stadtverwaltung am Mittwoch mit.

Das Sozialamt hat über den Kommunalen Sozialen Dienst (KSD) gesetzlich die Amtsvormundschaft über das eine Woche alte Mädchen, bis die junge Mutter volljährig ist. Das bedeutet, dass alle wichtigen Entscheidungen, die das Baby betreffen, mit der Stadt abgestimmt werden müssen.

Wenn das Kind aus dem Krankenhaus entlassen wird, strebt die Stadt in den nächsten Tagen eine Familienzusammenführung an. „Nach den Erkenntnissen, die wir haben, möchten wir, dass das Baby zu der Familie zurückkehrt und dass dort schnell Ruhe einkehrt“, sagte Stadtsprecher Volker Wiebels auf Anfrage. Seitdem die minderjährige Mutter, die nach mutmaßlich verdrängter Schwangerschaft das Kind bekam und überfordert war, bekannt geworden ist, steht der KSD im engen Kontakt mit der Mülheimer Familie, die auch durch die Stadt psychologische Betreuung erhielt.

Familie bekommt engmaschige Unterstützung

„Alle Erfahrungen der Mitarbeiter des KSD zeigen, und auch Experten bestätigen uns dies, dass wir das Kind in die Familie zurückgeben können“, so Wiebels. Die Stadt sei bei ihrer Entscheidung von Experten, wie Psychologen, unterstützt worden. „Sollten sich für uns keine neuen Erkenntnisse ergeben, kann das Kind in den nächsten Tagen in die Familie zurückkehren. Wir haben alle nötigen Vorbereitungen dafür getroffen“, sagte Volker Wiebels. Der enge Kontakt zur Familie dürfte weiterhin bestehen bleiben. „Mülheim hat ein engmaschiges soziales Netz und verschiedene Hilfsmöglichkeiten“, betonte Wiebels. Alles, was nötig sei, solle die Familie bekommen: vom Familienbesuchsdienst bis hin zu praktischer Unterstützung, etwa durch die Familienhebammen.

Bei der Polizei Essen/Mülheim, die, wie berichtet, ihre Ermittlungen noch nicht abgeschlossen hat, meldete sich inzwischen eine Frau aus Essen: Sie gab in der Wache am Präsidium ein Paket für das Baby ab mit der Bitte, dieses an die Familie weiterzuleiten. Die Frau hatte eine gestrickte Mütze, Babyschuhe und ein Kuscheltier eingepackt, sowie eine Karte mit den besten Wünschen für das kleine Mädchen und seine Mutter beigelegt.