Mülheim. .

Ein guter Start ins Leben – das Motto der Familienhebammen ist jedem Kind zu wünschen. Seit zwei Jahren bemüht sich das Team um Jennifer Jaque-Rodney im Dienst der Stadt, Frauen beim Weg zur Mutterschaft eine Hilfe zu sein.

Im Büro des vierköpfigen Teams an der Wallstraße 5 ist jede Frau willkommen. Doch Zielgruppe sind vor allem jene (werdenden) Mütter, die es besonders schwer haben, sich auf ihr Baby einzulassen und eine gute Bindung zum Kind aufzubauen. Das können Frauen mit psychosozialen Problemen, in einer schwierigen Lebenssituation, mit sprachlichen Defiziten und vieles mehr sein.

Familien die aus dem professionellen Fokus fallen

„Unsichere Familien“ nennen das Fachleute, Familien, die oft aus dem professionellen Fokus fallen, weil sie einerseits nicht zur kleinen Gruppe der Risikofamilien und andererseits nicht zur großen Gruppe der „normalen“ Familien ohne besondere Probleme gehören.

Das vergangene Arbeitsjahr des Familienhebammenteams wurde vom Stadtstatistiker Volker Kersting untersucht und auf einer Fachtagung zum Thema „Frühe Hilfen“ jetzt 120 Teilnehmern vorgestellt. Mit einem positiven Ergebnis, das Jennifer Jaque-Rodney so zusammenfasst: „Wir haben die Frauen erreicht, die wir erreichen wollten.“

Dazu verhilft ein Netzwerk, an dem die vier Familienhebammen, die sich zwei volle Stellen teilen, fleißig mitgeknüpft haben. Sie halten Kontakt zum Kommunalen Sozialen Dienst (KSD), Kinderärzten, Krankenhäusern, Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen und auch zu freien Hebammen.

Fast die Hälfte der Mütter kommen aus einem schwierigen Umfeld

100 Frauen und ihre Babys wurden 2012 von den Familienhebammen betreut, die Hälfte davon schon vor der Geburt. Die meisten Frauen waren um die 23 Jahre alt – und damit wesentlich jünger als das Durchschnittsalter aller Gebärenden in Mülheim, das bei 31 Jahren liegt. Die statistische Kurve zeigt eine weitere Spitze bei jungen Müttern um die 19 Jahre an.

Fast die Hälfte der Mütter, die von den Familienhebammen betreut werden, kommen aus einem finanzschwachen und schwierigen räumlichen Umfeld, 30% sind ohne einen Schulabschluss, die Hälfte ist nicht in Deutschland zu Welt gekommen, 34% sind allein erziehend. „Wir sind“, bilanziert Jaque-Rodney, „da, wo wir gebraucht werden.“ Sie bietet zudem alle zwei Wochen an der Wallstraße eine Sprechstunde in englischer Sprache an.

Mehr als ein Viertel der Frauen, 28 Prozent, sucht übrigens von sich aus den Kontakt zu den Familienhebammen. 25% kommen, oft in Begleitung, von den Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen, 17% werden vom KSD vermittelt.