Mülheim-Menden. .

Endlich Sonne. Man spürt und sieht allerorten, wie trotz der weiterhin tiefen Temperaturen die Menschen nach den vergangenen beiden strahlend sonnigen Tagen regelrecht aufblühen. Doch wenn es nicht anders geht, muss man sich die Sonne eben ins Haus holen. Wie das Haus Ruhrgarten der Evangelischen Altenhilfe Mülheim, denn dort wird seit langem erfolgreich mit der Lichttherapie gearbeitet.

Das Haus Ruhrgarten in Menden ist ein als Fachpflegeeinrichtung bezeichnetes Haus für (ältere) Menschen mit Demenz, Depression oder anderen gerontopsychiatrischen Erkrankungen. Auch Parkinsonkranke oder Schlaganfallpatienten erfahren hier eine ganzheitliche, rehabilitative Betreuung. Einer der Schwerpunkte der täglichen Pflege ist die Lichttherapie. Nach wie vor sind die Mendener Vorreiter, ja fast Exoten in Deutschland, denn damit arbeiten die wenigsten Einrichtungen.

Der „Vater“ der Lichttherapie

Und ein Mann ist nicht nur mit Leib und Seele überzeugt von der heilenden Wirkung, sondern quasi auch der „Vater“ der Lichttherapie im Haus Ruhrgarten: Oskar Dierbach, geschäftsführender Pflegedienstleiter. Ohne sein persönliches Engagement würde es diese Art der Behandlung nach wie vor nicht in Mülheim geben.

Wie es in solchen Fällen oft ist, stand auch diesbezüglich der Zufall Pate für die Idee. Eine Nichte von Oskar Diebach, die an der Uni Hohenheim (Stuttgart) Architektur und Lichtdesign studierte, machte Dierbach vor gut 15 Jahren auf die dortigen Forschungen zur Arbeitsmedizin und Einflüsse des Lichts auf den Tag-Nacht-Rhythmus aufmerksam. Schnell war der Kontakt geknüpft, und alsbald entstanden die ersten Lichttherapieanlagen im Haus Ruhrgarten - die ersten überhaupt in Deutschland. Einige Gemeinschaftsräume wurden mit lichttherapeutischen Decken ausgestattet, in anderen gibt es kleinere, kastenförmige Teilbereiche an der Decke, zudem verfügt die Einrichtung über eine kleine mobile Anlage. „Das haben wir uns alles zusammengebettelt“, erklärt Oskar Dierbach, „die ersten Kastenelemente haben wir von der Uni Hohenheim geschenkt bekommen, die Sparkassenstiftung und der Förderverein helfen uns zudem nach Kräften.“

Bestens geeignet bei Depressionen

Längst belegen allgemeine Studien sowie Untersuchungen im Haus Ruhrgarten, dass Lichttherapie sich sowohl positiv auf den Schlaf-Wach-Rhythmus als auch auf die Orientiertheit bei Demenzkranken im Anfangsstadium sowie auf die Vitalität und emotionale Stabilität der Menschen auswirkt. „Wir können damit Nachtmedikamention sparen“, berichtet Dierbach aus der Praxis, „und jede Pille mit ihren Nebenwirkungen, die man nicht geben muss, ist gut.“ Außerdem sei die Therapie bestens geeignet bei Depressionen, egal, ob jahreszeitlich oder altersbedingt. „Gerade ältere Leute brauchen unbedingt das Licht, man darf die Oma nicht hinter den Ofen setzen.“