Düsseldorf. . Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die unter Depressionen leiden, steigt bedenklich. 2011 wurden allein in NRW fast 52 000 Mädchen und Jungen ambulant behandelt. 5300 mussten sogar stationär betreut werden. Alarmzeichen können aber auch Vandalismus und Angststörungen sein.

Immer mehr Kinder und Jugendliche in NRW leiden unter Depressionen. Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) warnt vor zunehmendem Stress.

„Bereits Kleinkinder erleben Termindruck durch ein umfangreiches Ausbildungsprogramm ihrer Eltern oder sitzen drinnen vor Fernseher, Spielkonsole oder Computer“, sagte ­Steffens.

Fälle haben sich seit 2005 verdreifacht

Von 2005 bis 2011 hat sich die Zahl der stationären Behandlungsfälle von Kindern und Jugendlichen unter 20 Jahren nahezu verdreifacht. Ambulant wurden 2011 fast 52 000 Kinder und Jugendliche in NRW ­wegen Depressionen behandelt, ­weitere 5300 sogar stationär.

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Von Wilfried Goebels

Die ­sogenannte „Kiggs“-Studie schätzt, dass inzwischen bei rund 15 Prozent der Jugendlichen Anhaltspunkte für psychische Probleme vorliegen. ­Neben Angststörungen treten ­Depressionen und Auffälligkeiten wie Vandalismus und Fortlaufen verstärkt auf.

Fataler Irrglaube von Eltern

„Eine Gesellschaft, in der Kinder oft nicht mehr Kind sein dürfen, darf sich über eine solche Entwicklung nicht wundern“, sagte Steffens. Probleme, die durch Terminstress entstünden, könnten nicht im Gesundheitssystem gelöst werden, „sondern nur mit weniger Anforderungen und mehr Begeisterung“.

Kinder brauchten vor allem viel Spaß und weniger Leistungsdruck, setzt Steffens auf mehr Entschleunigung im Alltag.

Die Landesvorsitzende von Lehrer NRW, Brigitte Balbach, sieht eine Ursache für den Anstieg der Depressionen im erhöhten Schulstress der Kinder. Der Irrglaube, der Weg ins berufliche Glück führe allein über das Abitur, setze viele Kinder extrem unter Druck. Tägliche Hausaufgaben bis zu drei Stunden erhöhten den Druck.

Fachleute sehen auch im sogenannten „Turbo-Abitur“ nach zwölf Jahren eine Ursache für steigende Behandlungszahlen und den Zulauf bei Schulpsychologen.