Mülheim. Auch drei Tage nach einer Großrazzia der Polizei in der Eppinghofer Straße in Mülheim zeigt die Polizeiaktion vor Ort Wirkung. Wirte sind verärgert über das massive mehrstündige Vorgehen der Polizei. Die hatte am Freitagabend die Straße für rund vier Stunden gesperrt und 100 Personen kontrolliert.

„Es war wie im Krieg“, äußert sich Ayhan Bosor vom Kozde Urfa Ockbasi Restaurant spontan, immer noch entsetzt über die Ereignisse des vergangenen Freitags. Ab 21 Uhr sei gar nichts mehr gegangen an diesem Abend.

Rund 30 große Einsatzwagen und etwa 15 kleinere Polizeifahrzeuge mit sicher über 50 Einsatzkräften hätten die Straße gesperrt. Kein Mensch sei heraus- oder hereingekommen, bzw. erst nach eingehender Überprüfung. „Die Geschäfte in meiner Nachbarschaft sind komplett auseinander genommen worden, die Polizei hat dort jeden Tisch und jeden Stuhl umgedreht. Etliche Personen sind auf offener Straße erkennungsdienstlich behandelt worden, mussten ihre Zähne zeigen und sind mit einem Schild mit einer Nummer drauf fotografiert worden. Mit Spürhunden sind die Autos kontrolliert, die Kofferräume geöffnet worden,“ erinnert sich Bosor.

Erkennungsdienstlich behandelt

Nach drei bis vier Stunden sei alles vorbei gewesen, er habe an diesem Freitag, eigentlich ein umsatzstarker Abend, kein Geschäft mehr gemacht. Er habe die Beamten gefragt, was los sei und sie hätten geantwortet: das sei eine allgemeine Kontrolle. „Einige große Autos sind komplett auseinandergebaut worden.“

Auch interessant

Auf die Frage, ob die Razzia im Viertel diskutiert würde, antwortet Ayhan Bosor, dass seine Kunden, viele von ihnen türkischer Herkunft, sich enttäuscht und traurig über die Großrazzia geäußert hätten. Sie konnten sich die Dimension des Einsatzes nicht erklären. Der Tenor sei, dass die Polizei sicher nur kon­trolliert hätte, weil so viele Ausländer im Viertel leben.

Nur geringe Mengen beschlagnahmt

Das Hauptzollamt Duisburg wurde bei seiner Arbeit massiv von der Polizei unterstützt, um die Sicherheit zu gewährleisten, so die Polizei. „Bei solchen Maßnahmen“, sagte Polizeisprecher Peter Elke, „gucken wir auch rechts und links.“ Die starke Präsenz habe sich als richtig erwiesen. Erstaunlich war für die Beamten die Bandbreite der strafbaren Handlungen, die sie auf einer Straßenlänge von ca. 150 Metern vorfanden. „Wir sind in vielen Bereichen fündig geworden. Es war eigentlich alles da.“ Dabei komme es nicht darauf an, wie viele Taten es waren. Die beiden Festgenommenen wurden inzwischen entlassen.

Die gefundenen, eher geringen Drogenmengen konnten niemandem zugeordnet werden. Offenbar haben sich die Besitzer der Tütchen früh genug entledigt. Bei früheren Kontrollen im Bereich der Eppinghofer hat es jedesmal Funde gegeben, daher spricht die Polizei bei Drogenfunden auch von „Kontrolldelikt“. Künftig ist mit mehr Kon­trollen zu rechnen: „Die Polizei wird ein sehr wachsames Auge auf den Bereich haben“, betonte Elke. „Wir werden mit der Stadt zusammenarbeiten, wo es sinnvoll ist.“ Vor allem ist der Bürger in Eppinghofen gefragt: „Beobachtungen sollten an die Polizei weitergegeben werden“.

Fünf Betriebe auf der Eppinghofer Stra0e kontrolliert 

Die Fahnder des Hauptzollamts Duisburg waren am Freitag nicht nur in den Abendstunden in Eppinghofen aktiv, sondern hatten am Freitagnachmittag bereits drei Discounter in Mülheim und einen in Oberhausen überprüft, wie Norbert Schiwon, der Pressesprecher der Behörde, auf Anfrage mitteilte.

Die Zollfahnder untersuchen regelmäßig Betriebe, Dienstleister, Gastronomien oder auch Baustellen auf illegal Beschäftigte oder Schwarzarbeit. In den drei Discountern auf Mülheimer Stadtgebiet wurden laut Schiwon die Personalien von etwa 100 Personen erfasst, die allerdings noch ausgewertet werden müssten.

Jede Behörde prüfte ihren Rechtsbereich

Auf der Eppinghofer Straße waren es insgesamt fünf gastronomische Betriebe, die die Zollfahnder überprüften. Dabei, so Schiwon, wurden neun Personen kontrolliert. Bei fünf davon habe es dann Anhaltspunkte gegeben, die auf einen Verstoß hinweisen würden, wie etwa, dass Arbeitgeber die Meldepflicht versäumt hätten oder trotz eines Leistungsbezugs (vom Sozialamt) schwarz gearbeitet worden sei. Alles müsse aber noch überprüft werden, betonte der Zollbeamte.

Bei der konzentrierten Aktion am Freitagabend auf der Eppinghofer Straße wurden, wie berichtet, Angestellte und Gäste kontrolliert. Jede Behörde, so Schiwon, prüfe dabei „ihren Rechtsbereich“. Die Zollfahnder sind etwa auf der Suche nach Arbeitgebern, die ihre Aushilfen nicht ordnungsgemäß angemeldet hätten. Das sei, so Zollsprecher Norbert Schiwon, eine Ordnungswidrigkeit im Bußgeldbereich.