Mülheim.

Es kann in fast jeder beruflichen oder privaten Situation passieren: Wenn zwei Parteien nicht (mehr) miteinander reden können, braucht es manchmal einen Dritten, um zur gemeinsamen Lösung des Konfliktes beizutragen. Mediation nennt sich so ein Verfahren, zum Mediator kann man sich (seit 2006) an der Volkshochschule ausbilden lassen.

Mülheim hat die einzige VHS bundesweit mit dieser Ausbildung, die nicht nur bundes- sondern europaweit anerkannt ist. Der Speldorfer Oliver Vogt ist der 100. Teilnehmer, der gerade sein Zertifikat als Mediator erhalten hat. Der Kaufmann arbeitet als selbstständiger Vertriebstrainer. Er ist viel in Unternehmen, leitet etwa Verkaufsschulungen. Dabei hat man es mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun, und Oliver Vogt hat sich überlegt, dass er die Fähigkeiten eines Mediators nicht nur für seine persönliche Weiterentwicklung, sondern auch gut im Job gebrauchen kann. „Es geht bei der Mediation auch um Team-Konflikte, wie man ein Team zusammengeschweißt bekommt“, erklärt er. „Das war für mich eine große Motivation.“ Mediationstrainerin Monique Ridder, die auch Oliver Vogt ausgebildet hat, berichtet, dass die VHS-Ausbildung gefragt ist und von Rechtsanwaltskammern anerkannt wird.

221 Ausbildungsstunden absolviert

Ein Jahr lang hat auch Vogt 221 Ausbildungsstunden absolviert. „Es ist gut, dass Mülheim so was bietet“, sagt er und berichtet, dass er schon während der Ausbildung Mediatorenkenntnisse im Beruf anwenden konnte. Ein Beispiel? Da gab es zwei Verkäufer in einer Firma, berichtet er, irgendwo in NRW. Der eine ist 30 Jahre im Job, der andere frisch eingestellt. Der junge Mann will sich beweisen, der ältere hat Angst, verdrängt zu werden, gibt keine Informationen weiter.

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„Das ist“, weiß Vogt, „ein klassischer Fall für eine Mediation.“ Es gab Vorgespräche mit beiden Parteien, die an einer Mediation freiwillig teilnehmen müssen, „skeptisch darf man sein“. Stimmen beide zu, lädt man sie ein – „möglichst auf neutralem Boden“. Und dann kann jeder den Konflikt von sich aus schildern.

Es gehe, erklärt Vogt, darum, Bedürfnisse zu verstehen, beide müssten sich ernst genommen fühlen. Was kam heraus? „Der Ältere hatte Angst vor Gesichtsverlust, fürchtete, er würde aufs Abstellgleis geschoben. Dem Jüngeren ging es um Akzeptanz. Er wollte dazugehören, auch gefragt werden, wenn die anderen ein Bier trinken gehen.“ Da wurde auf einmal festgestellt, „dass sie dieselben Bedürfnisse haben“. Gemeinsamkeiten muss der Mediator im Gespräch herausarbeiten helfen. Meist so Vogt, blieben dann nur noch wenige Konfliktpunkte übrig.