Mülheim. .
„Wer politisch um Leib und Leben fürchtet, ist in Deutschland willkommen“, sagt Pro-NRW-Mann Detlev Schwarz mit scheinbar besorgter Miene – jedoch auf dem Banner, das er und sein Kollege den Gegendemonstranten entgegen reckt, steht etwas ganz anderes: „Kein Grundrecht auf Asylmissbrauch.“ Warum man den ersten Satz auf keinen ihrer Banner liest? Das ist Teil der Eskalationsstrategie: Provozieren, Halbwahrheiten verbreiten, Ängste schüren – so inszeniert sich Pro-NRW als angebliche Bürgerbewegung.
Von dieser ist auf der „Kundgebungstour“ indes wenig zu sehen, eher von bewegten Bürgern. Denn an der Elterner Straße, nahe des Übergangwohnheims, stehen nur etwa zwölf Pro-NRW-Mitglieder, die zudem aus Bonn, Köln und Dortmund herangekarrt wurden – gerade einmal zwei sind aus Mülheim.
Abstand zum Asylbewerberheim wurde eingehalten
Hin und wieder bleibt doch mal jemand stehen: „Ich wollte hören, was die erzählen“, sagt eine Frau, „ob alles stimmt, weiß ich nicht“. Dreihundert Meter entfernt befindet sich das Wohnheim für Flüchtlinge. Ursprünglich wollte Pro-NRW die Kundgebung näher an diesem Heim abhalten, so die Polizei. „Entfernung und Platz sind im Interesse der Veranstalter, Bewohner und Anwohner angemessen,“ sagt Polizeipressesprecher Peter Elke. So hält Pro-NRW seine Veranstaltung zwischen Container für Altglas- und -papierentsorgung ab.
Unter ihren Gefolgsleuten steht auch Oliver Wesemann, ehemaliger Pressesprecher der Piraten in Köln und noch Parteimitglied. Wesemann trägt die Piratenflagge wie einen Umhang. Das sorgte schon zur Kundgebung in Essen für Ärger bei den Piraten, denn autorisiert ist das Flagge zeigen nicht. Im Gegenteil: Die Positionen von Pro-NRW halten Piraten für „menschenfeindlich“. Das weiß Wesemann und riskiert bewusst den Rauswurf: Die Piraten seien nur für die Asylpolitik, weil Pro-NRW dagegen sei, provoziert er. Manche der Gegendemonstranten, die hinter einer Absperrung aus Gittern und Polizisten stehen, sehen hinter solchen Relativierungen den Versuch, rechtsextreme Gesinnung hoffähig zu machen. „Haut ab!“, rufen sie dem Bus hinterher, als Pro-NRW abzieht.