Mülheim.
Die Stadthalle – Mülheims gute Stube – steht nun auch in der Kritik der Behindertenverbände: Zu wenige, zu kleine und teils blockierte Parkplätze, kein Leitsystem für Sehbehinderte, keine Induktionsschleife im Saal für Hörgeschädigte, fehlende Beschilderung und Aufzüge in der Tiefgarage. Die Liste der großen und kleinen Hürden ist nicht gerade kurz.
Statt „nun“ müsste man richtigerweise „wieder“ sagen, denn seit die Stadthalle für etwa 7,5 Mio Euro saniert wurde, existieren die Gespräche zwischen der Arbeitsgemeinschaft der Behindertenverbände (AGB) und dem Mülheimer Stadtmarketing MST. „Wir sind sehr gut in die Planung einbezogen worden“, lobt Alfred Beyer, Sprecher der AGB, nur eben schlecht, wenn es um die Ausführung gehe.
Zu wenig Platz für Rollstühle
Seit der Klusener Heino Gertz seine Probleme bei einem Besuch der Stadthalle in einem Brief an die Oberbürgermeisterin geschildert hat (wir berichteten), wird die Kritik wieder lauter. Ist sie berechtigt? Die MST hat Verständnis für manches Problem, sieht aber auch die Grenzen der Machbarkeit.
Ein Beispiel zeigt, wie der Teufel im Detail stecken kann: Neben der Halle gibt es zwei Behindertenparkplätze. 3,50 Meter müsste jeder dieser Plätze breit sein, doch als Beyer misst, kommt er auf gerade einmal 2,50. „Wenn zwei Autos von Rollstuhlfahrern nebeneinander stehen, können sie nicht aussteigen“, stellt er fest.
Maßnahmen werden aus Kostengründen in Frage gestellt
Gut gemeint, aber nicht zu Ende gedacht. Hürden, aufgrund dessen Behinderte wortwörtlich außen vor bleiben oder auf Servicekräfte angewiesen sind, sieht der AGB-Sprecher an weiteren öffentlichen Gebäuden: Entsprechende öffentliche Toiletten sind etwa an der Müga, Camera Obscura oder in der Innenstadt schwer zu finden, nicht zugänglich oder nicht vorhanden. Aufmerksamkeitsplatten für Sehbehinderte Menschen etwa am Medienhaus werden mit Tischen und Stühlen zugestellt.
Inklusion – so scheint es – ist an einigen Stellen nicht angekommen oder nur halbherzig beachtet. „Mich regt das auf“, gesteht Beyer, „wenn es sich um Brandschutzmaßnahmen handelte, wäre innerhalb einer Woche alles erledigt. Aber auch Inklusion ist ein Vertragsbestandteil bei der Gestaltung öffentlicher Gebäude.“ Beyer kritisiert: Für behinderte Menschen würden Maßnahmen häufig aus Kostengründen in Frage gestellt.
MST verspricht Besserung
Die Forderung der Inklusion stellt den Stadthallen-Verwalter, das Mülheimer Stadtmarketing (MST), noch vor einige Probleme. „Es ist aber nicht so, dass wir nicht wollen oder nicht unser Möglichstes versuchen“, sagt Heike Bläser-Metzger, Prokuristin der MST.
Aufgrund der Berichterstattung dieser Zeitung überdachte man aber die Beschilderung: Aufsteller vor der Halle weisen bei Veranstaltungen unter anderem auf Behindertenparkplätze hin. Feste Schilder sollen künftig rechtzeitig anzeigen, dass es für Rollstuhlfahrer keinen Aufzug in der Tiefgarage gibt.
Das Problem der nicht funktionierenden Türautomatik wird aber noch absehbar bestehen bleiben bzw. durch Servicekräfte ausgeglichen werden: „Die Motoren der schweren Türen sind leider ständig defekt und nicht praxistauglich“, räumt der technische Leiter Marc Lenz ein.
Ähnlich störanfällig sei auch eine Induktionsschleife für den Saal. Die MST hofft auf künftige bessere Technologien.