Mülheim. . Die Stadthalle in Mülheim ist “in keinster Weise behindertengerecht“. So beschwerte sich Rollstuhlfahrer Heino Gertz in einem Schreiben an die Oberbürgermeistern. Er bemängelt die Parksituation, umständliche Wege, einen fehlenden Aufzug und mangelhaften Service für Menschen mit Behinderungen.
Wie barrierefrei, wie behindertengerecht ist die Stadthalle? „In keinster Weise behindertengerecht“, lautet das scharfe Fazit von Besucher Heino Gertz in einem Schreiben an die Oberbürgermeisterin.
Der Rollstuhlfahrer aus der Kluse bemängelt fehlende Parkplätze in der Tiefgarage, umständliche Wege, schlechte Ausschilderung, einen fehlenden Aufzug und mangelhaften Service für Menschen mit Behinderung. Entsprechend negativ fällt sein Urteil nach dem Besuch eines Kabarettabends aus. Die Begleitung musste die Show sogar auf einem Holzstuhl verbringen, denn es gab für sie keinen Sitzplatz mehr.
Aufzug würde Kosten übersteigen
Erst im September wurde die Stadthalle als „Top-Eventlocation“ mit dem deutschlandweit dritten Platz ausgezeichnet: „Das Haus bietet nicht nur attraktive Interieurs, sondern auch neuestes Equipment. Dabei profitieren Sie zudem von einer optimalen Verkehrsanbindung und herrlichen Lage.“ So heißt es in der Begründung. Barrierefreiheit zählte dabei offensichtlich nicht zu den Kriterien für die Auszeichnung.
Doch gerade in dieser Hinsicht ringt das schöne historische Gebäude mit den Anforderungen des Denkmalschutzes. Ein Aufzug von der Tiefgarage aus zur Halle? Er würde die Kosten übersteigen, sagt Stadthallen-Chefin Inge Kammerichs: „Wer bei uns regelmäßiger Gast ist, kennt aber die Gegebenheiten.“ Denn es gibt durchaus drei Behindertenparkplätze unmittelbar an der Halle.
„Jeder soll sich bei uns wohlfühlen“
Nur wissen muss man es, das räumt die Chefin ein. Denn auf eine Ausschilderung hat die Stadthalle bislang verzichtet, wohl um möglichen Ärger zu vermeiden: „Wir befürchten, dass dort auch nicht-behinderte Menschen parken, wenn wir darauf hinweisen“, erläutert Kammerichs den Grund.
Rund 180.000 Besucher hat die Stadthalle im vergangenen Jahr gezählt. Sind gerade einmal zwei behindertengerechte Parkplätze ausreichend? Viele gehbehinderte Menschen haben offenbar eine andere Lösung für das Problem gefunden: Sie fahren erst vor die Halle, um auszusteigen. Die Begleitung parkt anschließend den Wagen auf dem Parkplatz.
„Jeder soll sich bei uns wohlfühlen“, bedauert die Stadthallen-Chefin das negative Erlebnis des Gastes. „Die Beschwerde von Herrn G. ist aber die erste seit langer Zeit“, weist sie jedoch ebenso die Kritik an den Servicekräften zurück, „unsere Mitarbeiter sind sensibilisiert im Umgang mit behinderten Menschen. Zumindest die Ausschilderung will Kammerichs nun überdenken.