Mülheim.

Als WAZ-Leser Rudolf Leska kürzlich beim Morgenkaffee die Post öffnete, traute er seinen Augen nicht: 635 Euro „Abschlag“ fordert der Stromriese RWE von dem Mülheimer Rentner. „Wir werden den Betrag verabredungsgemäß von Ihrem Konto abbuchen“, heißt es in dem Schreiben lapidar. Nicht erwähnt hatte der Konzern darin allerdings, dass er offenbar ein Jahr lang versäumt hatte, die monatlichen Abschlagszahlungen vom Konto des Kunden abzubuchen.

Abschlag übersehen

Eine böse Überraschung. Erst auf dem zweiten Blick fiel es Leska „wie Schuppen von den Augen“, denn die Abschlagsforderung hatte RWE einfach an die ebenfalls verspätete Jahresrechnung für 2011 angehängt. Dem Mülheimer sind die ausgebliebenen Abschläge nicht aufgefallen: „Man achtet häufig nur auf das, was bezahlt wird, und nicht auf das, was nicht abgebucht wurde.“ Doch 635 Euro auf einen Schlag zahlen zu müssen, fällt dem Rentner nicht leicht.

„Die können doch mit Kunden nicht so umgehen“, fragte sich Leska. Ein Anruf bei RWE ergab, dass er den Abschlag in drei Raten zahlen solle, doch selbst das sei zu wenig, „fünf Raten wären in Ordnung, ich habe die Sache ja nicht verschuldet“, meint der Rentner. Darauf aber ließ sich der Stromriese bislang nicht ein.

Zehntausende betroffen?

Leskas Schreiben ist kein Einzelfall, auch in seiner Nachbarschaft erhielten RWE-Kunden ein solches Schreiben. Auffällig ist: Die Abschläge enden in dem Monat, in dem RWE die Stromzähler mit „Smart Meter“ austauschte. Die „intelligenten Zähler“ sollen es Kunden ermöglichen, den monatlichen Verbrauch an ihrem Computer abrufen, und damit besser kon­trollieren zu können.

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Bis Ende 2012 wurden 100.000 Haushalte der Stadt mit „Smart Meter“ ausgestattet. Sollte es einen Zusammenhang zwischen Zählertausch und versäumter Abschlagszahlungen geben, könnten wohl einige zehntausende Mülheimer Haushalte betroffen sein.

Davon geht Mario Leikop, Pressesprecher der RWE Vertrieb AG, jedoch nicht aus. Möglich aber wären ein paar Hundert Fälle. Das Problem sei, dass der Zählerwechsel ins System eingepflegt werden müsse, während dieser Zeit würden Abschlagszahlungen ausgesetzt, bis die Daten vorliegen. Nur: „das kann gelegentlich länger dauern“. Für das maschinell erstellte Schreiben entschuldigt sich Leikop, „aber bei vier Millionen zu betreuenden Kunden können leider auch mal Fehler passieren.“