Mülheim. .

Modellstadt Mülheim: Früher als anderswo werden hier „intelligente Stromzähler“ eingebaut. Nun sucht man für einen weiterführenden Energie-Versuch 1100 Haushalte in Saarn.

Das Projekt läuft in Mülheim (und etwas kleiner in Krefeld) unter der Abkürzung E-DeMa, worin u.a. die wichtigen Begriffe „Energiesysteme“ und „Marktplatz“ stecken. Die Mitwirkenden sind zahlreich: Federführend tritt RWE Deutschland auf, als Forschungspartner fungieren die Unis Dortmund, Bochum und Essen-Duisburg, als Geldgeber die Bundesministerien für Wirtschaft und Umwelt. Sie fördern das Projekt, weil es zu den sechs Gewinnern im Wettbewerb „E-Energy“ zählt.

Mülheim als Vorbild

Seit zwei Jahren ist man planerisch zugange, am Mittwoch wurde der eigentliche Feldversuch in Mülheim eröffnet. Zur Präsentation im Technischen Rathaus gab es einen Medienauflauf, wie ihn die Stadt selten erlebt. „Schön“, freute sich OB Dagmar Mühlenfeld, „dass wir in Mülheim wieder einmal Vorbild sein dürfen.“

Das Projekt soll es nämlich normalen Verbrauchern möglich machen, ihre Spül- oder Waschmaschine genau dann einzuschalten, wenn Energie aus erneuerbaren Quellen zu günstigen Preisen auf dem Markt ist. Wenn der Wind kräftig weht, die Sonne ungestört scheint. Einige der Versuchshaushalte bekommen neuartige Elektrogeräte, die sich dann automatisch einschalten. Andere werden sogar selbst zu Stromerzeugern.

"Steuerbare Last" im Haushalt

„Energiewende“ – mit diesem Stichwort eröffnete Dr. Arndt Neuhaus, Vorstandsvorsitzender der RWE Deutschland AG, die Präsentation, die mit technischen Details gespickt war. Gegenstand des Projektes ist die „steuerbare Last“ im Haushalt: über den Tag (oder in die Nacht) verschiebbarer Stromverbrauch, dessen Anteil auf etwa ein Viertel geschätzt wird.

Die insgesamt 1100 Haushalte in Saarn, die ab sofort geworben werden, können in drei Stufen einsteigen. Etwa 1000 Tester bekommen zusätzlich zum intelligenten Stromzähler eine Schnittstelle zum heimischen Computer, so dass sie Stromangebot und -preise verfolgen können. In 100 Haushalten werden jeweils zwei Elektrogeräte installiert – Waschmaschine, Trockner oder Spülmaschine –, die selbsttätig starten, wenn der Marktpreis für Strom am günstigsten ist. Diese Geräte, vom Projektpartner Miele entwickelt, sind frisch im Handel und kosten 1500 bis 1800 Euro. Die Mülheimer Teilnehmer zahlen dafür nichts und können sie auch nach Ablauf des Projektes (geplant: bis Dezember 2012) behalten.

Zwischenstand: 50 000 Smart Meter

Im Rahmen des bereits seit gut drei Jahren laufenden RWE-Projektes „Mülheim zählt“ wurden bislang mehr als 50 000 intelligente Stromzähler in Haushalten installiert. Das teilte Dr. Arndt Neuhaus, Vorstandsvorsitzender der RWE Deutschland AG, am Mittwoch mit. Bis zum Jahresende sollen es 80 000 sein, weitere 20 000 „Smart Meter“ würden Anfang 2012 eingebaut. „Wir sind im Plan“, so Neuhaus. Allerdings: Als der Versuch Anfang 2008 startete, hatte man damit gerechnet, schon in diesem Jahr die 100 000er-Marke zu erreichen.

Teilnahme am Projekt ist kostenlos

Hinzu kommen elf Teilnehmer, die ihre Heizungsanlage durch gasgetriebene Mikro-Blockheizkraftwerke ersetzen (Mini-KWK-Anlagen). Diese werden für den Test-Zeitraum von der Medl zur Verfügung gestellt. Später dürfen sie im Haus bleiben, entsprechende Wärmelieferverträge sollen angeboten werden.

Die Teilnahme am Projekt ist, gleich in welcher Kategorie, kostenlos. Allerdings darf niemand erwarten, dass die Stromrechnung sogleich schrumpft: „Die Kunden bekommen eine Schattenrechnung“, erklärt Neuhaus, „wie viel sie theoretisch eingespart hätten. Sie behalten aber ihr laufendes Vertriebsprodukt.“

Außerdem sammeln alle Haushalte gemeinsam Bonuspunkte. RWE verspricht bis zu 25.000 Euro und: „Wir stellen die Summe einem wohltätigen Zweck in Mülheim an der Ruhr zur Verfügung.“