Gesucht werden, in Saarn: 1100 Haushalte für ein Stromsteuer-Projekt, das es so noch nicht gab. Rund 400 Teilnehmer für „E-DeMa“ wurden bereits geworben, berichtet RWE Deutschland, das den Versuch gemeinsam u.a. mit mehreren Ruhrgebiets-Unis durchführt.

„E-DeMa“, das nur in Mülheim und etwas kleiner in Krefeld läuft, hat folgendes Ziel: Verbraucher sollen die Möglichkeit erhalten, elektrische Geräte genau dann laufen zu lassen, wenn besonders viel Energie aus erneuerbaren Quellen zu niedrigen Preisen im Netz ist. Auf das Pilotprojekt „Mülheim zählt“ wird also noch etwas draufgesattelt: Die Teilnehmer bekommen zusätzlich zum intelligenten Stromzähler (Smart Meter) ein Gerät, das sich „Gateway“ nennt. „Wie ein kleiner PC“, erläutert der Projektleiter, Professor Michael Laskowski.

Aus technischen Gründen kommen hierfür nur Bürger in Mülheim-Saarn in Frage, die in einem Ein- oder Zweifamilienhaus leben. Fast 5000 solcher Gebäude gibt es im Stadtteil, alle Bewohner habe man angeschrieben, mehr als 1000 waren an weiteren Informationen interessiert, etwa 400 machen nach jetzigem Stand mit. Aber das langt noch nicht, rund 1100 Haushalte möchte man anschließen.

Darunter sollen hundert „Hightech-Kunden“ sein, die kostenlos mit neuartigen Waschmaschinen, Trocknern oder Spülautomaten ausgestattet werden: Geräten, die ferngesteuert starten, wenn die Konditionen am Strommarkt günstig sind. Bei elf weiteren Teilnehmern werden gasgetriebene Mikro-Blockheizkraftwerke installiert. Zunächst für die Feldphase, eine spätere Übernahme ist nach Vereinbarung mit der Medl jedoch möglich.

Einen sofort spürbaren finanziellen Vorteil, eine deutlich geringere Stromrechnung, hat das Gros der Teilnehmer nicht. Was sie während der Versuchslaufzeit erhalten: eine Schattenrechnung, die ausweist, wie viel sie theoretisch eingespart hätten. Dabei behalten sie weiterhin ihren alten Tarif, sammeln aber gemeinsam Bonuspunkte, die RWE in bis zu 25 000 Euro umzuwandeln verspricht und einer gemeinnützigen Einrichtung in Mülheim geben will.

Sparen hin oder her: „Anreiz für die bisherigen Interessenten ist wohl eher, an einem Zukunftsprojekt mitzuwirken, bei dem es um die Energiewende geht“, meint Prof. Laskowski. Von vielen „positiven Reaktionen“ berichtet Ibrahim Topluca, Student der Energiewirtschaft, der als freier Promotion-Mitarbeiter des Projektes an vielen Haustüren klingelte. Dabei stieß er nicht nur bei jüngeren Leuten auf offene Ohren: „Ein Ehepaar um die 75: Das waren diejenigen, die bisher am meisten über E-DeMa wussten.“

Der Zeitplan, wie ihn der Projektleiter skizziert, sieht vor, dass die neuartigen Geräte in den kommenden Wochen in zwei Testcentern geprüft werden: „Wir wollen es ja möglichst vermeiden, Kunden vielfach zu besuchen.“ Ab Januar möchte man mit dem Einbau in den Haushalten beginnen. Am 1. März startet der Feldversuch, läuft neun Monate, bis zum 30. November 2012. Mit ersten Ergebnissen des durch die Bundesministerien für Wirtschaft und Umwelt im Rahmen des E-Energy Wettbewerbes geförderten Projektes wird Anfang 2013 gerechnet.

„Wir sind stolz darauf, dass die intelligentere Verwendung von Energie in Mülheim getestet wird“, sagt Klaus Beisiegel, Beigeordneter Umweltdezernat. „Und wir sind sicher, dass es mit den Mülheimer Bürgern auch funktionieren wird.“

Für wissenschaftlich verwertbare Ergebnisse braucht RWE mindestens 750, 800 Teilnehmer.

Interesse?


Wer in einem Ein- oder Zweifamilienhaus in Mülheim-Saarn wohnt und gerne bei dem Feldversuch mitwirken möchte, kann sich telefonisch melden unter 0800-337 64 27. Teilnehmer brauchen einen eigenen Internetzugang, dieser führt auch zu weiteren Informationen unter www.e-dema.de.