Mülheim-Selbeck.

Die Grundschule an der Selbecker Karl-Forst-Straße ist für Petra Müller (Name geändert) eine heile Welt. „Dort lernen die Kinder in kleinen Klassen“, sagt die Mutter aus Selbeck, die anonym bleiben möchte, aber stellvertretend für die Eltern des Stadtteils spricht. In diesem Jahr hat es an der Selbecker Dependance der GGS am Oemberg nur neun Anmeldungen gegeben. Nun hat sie Angst, dass dort keine Eingangsklasse zustande kommt und ihr Sohn (5) einen weiten Schulweg auf sich nehmen muss. Sie fragt: „Warum wurde der Standort im Vorfeld der Anmeldungen nicht stärker beworben?“

15 Anmeldungen seien das Minimum

Eigentlich seien 15 Anmeldungen das Minimum, um eine Eingangsklasse bilden zu können, erklärt Stadtsprecher Volker Wiebels. Wie bereits berichtet, möchte die Stadt den Schulstandort Karl-Forst-Straße trotz der niedrigen Nachfrage erhalten, schließlich blickt man optimistisch in die Zukunft: Im nächsten Jahr werden für die kleine Schule laut Statistik 25 Kinder erwartet. Genaueres wird am kommenden Montag entschieden: Dann tagt der Bildungsausschuss.

Eine Ausnahmeregelung macht Selbecker Eltern Hoffnung: Im Leitfaden Schulorganisation der Bezirksregierung heißt es, dass eine Unterschreitung der Klassenmindestgröße ausnahmsweise möglich ist, „wenn die Kinder eine Grundschule derselben Schulart nicht in zumutbarer Weise erreichen können“. Als unzumutbar gilt demnach ein Schulweg von mehr als 2 Kilometern. Von der Karl-Forst-Straße bis zur GGS am Oemberg am Elsenborner Weg sind es 4,5 Kilometer – eine Ausnahmeregelung hätte also gute Chancen.

Jedes Jahr erneut Sorgen

Wird anders entschieden, müsste Petra Müllers fünfjähriger Sohn nach Saarn ausweichen. „Das ist viel zu weit weg“, sagt Petra Müller. Und meint: „Man hat uns ein Schokoticket angeboten – eine Frechheit.“ Ansonsten will sich die Familie Richtung Ratingen orientieren, dort seien die Klassen nicht so groß wie die in Saarn.

Die kleine Dependance bereitet Rolf Gentges jedes Jahr erneut Sorgen. Der Vorsitzende des Selbecker Bürgervereins weiß: „Es ist ein Spagat, den man hinbekommen muss.“ Einerseits gelte das Prinzip „Kurze Beine, kurze Wege“, andererseits gibt es einfach zu wenig Kinder. Daher will sich der Bürgerverein bereits nach den Sommerferien dafür einsetzen, gezielt Selbecker Eltern anzusprechen und für den Standort zu motivieren. „Wir bleiben optimistisch, dass es im nächsten Jahr mehr Anmeldungen geben wird“, sagt Gentges. Schließlich gebe es einen entscheidenden Vorzug, mit dem man für Selbeck werben kann: „In kleinen Klassen lernt es sich am besten.“

Meike Ostermann (FDP), Vors. des Bildungsausschusses, kann sich gut vorstellen, dass eine Ausnahmeregelung in diesem Fall greifen könnte. „Nicht dauerhaft, aber zur Überbrückung.“ Auch ihre Fraktion plädiere für den Erhalt des Standortes.

Der Bildungsausschuss tagt kommenden Montag, 18. Februar, 16 Uhr, im Sitzungsraum B.115 (Historisches Rathaus). Dort soll es in der offenen Fragerunde auch um die Frage der besseren Bewerbung des Standortes gehen.