Styrum. .

An allen vier Styrumer Schulen fiel am gestrigen Montag der Unterricht aus. Früh aufstehen, aufmerksam zuhören und lernen mussten lediglich die Lehrerinnen und Lehrer, denn sie nahmen an einer übergreifenden Fortbildung in der Willy-Brandt-Schule teil. Es war die zweite ihrer Art, die für eine besondere Kooperation steht. Arbeitstitel: Stadtteilschule.

Angestoßen wurde das Konzept von Behrend Heeren, dem ehemaligen Leiter der Styrumer Gesamtschule. Seine Nachfolgerin Ingrid Lürig führt es weiter, Seite an Seite mit ihren Kolleginnen: Simone Dausel, Leiterin der Städtischen Gemeinschaftsgrundschule Augustastraße, und Maria Reimann, die die Katholische wie die Evangelische Grundschule an der Zastrowstraße führt. Reimann sagt, dass „etwa 80 Prozent“ ihrer Kinder nach der vierten Klasse zur Willy-Brandt-Schule wechseln, auch bei der städtischen Grundschule gilt dies für die klare Mehrheit.

Schwerpunktthema „Inklusion“

Gute Gründe, dass sich Gesamt- und Grundschullehrer zu einem gemeinsamen Studientag treffen. „Das ist jedoch absolut nicht selbstverständlich“, betonen alle. Am Montag stand auf dem Stundenplan das Schwerpunktthema „Inklusion“, die an den Styrumer Grundschulen schon länger und umfassender praktiziert wird, an der Gesamtschule erst seit vorletztem Schuljahr. Als Referenten geladen waren ein Wissenschaftler, Prof. Dr. Wolfgang Hinte, sowie Rainer Schmidt, Behindertensportler, Pfarrer und Kabarettist in einer Person.

Außerdem gab es Workshops, etwa zum Übergang von der vierten in die fünfte Klasse, der sich erleichtern lasse, wenn man mehr über die Arbeitsweise an der jeweils anderen Schule weiß: welche Englischbücher verwendet werden, welche mathematischen Begriffe im Unterricht vorkommen. „Wenn die Lehrer zusammen arbeiten“, so Ingrid Lürig, „wirkt sich das für die Kinder positiv aus. Und wir verlieren nicht mehr so viel Zeit.“

Ehrenamtliche Leselernpaten

Was man außerdem fördern möchte: Begegnungen zwischen Grund- und Gesamtschülern, etwa indem Sporttage für alle geöffnet werden. Einige Jugendliche helfen schon jetzt als ehrenamtliche Leselernpaten an der Grundschule Augustastraße. Das Gleiche lässt sich auf ausgewählte AGs übertragen. Eine ist schon geplant: Im neuen Gartenhaus, das die Willy-Brandt-Schule bauen möchte, sobald es frostfrei ist, sollen auch Bienenstöcke einen Platz bekommen. Betreut von interessierten Jungen und Mädchen unter Anleitung von Grundschulleiterin Simone Dausel, die damit Hobby und Beruf vorbildlich verbinden könnte. . .

Stadtteilschule – in Mülheim-Styrum ist dies ein selbst gewählter Projektname, in Hamburg dagegen seit zweieinhalb Jahren eine eigenständige Schulform mit den Stufen fünf bis 13. Sie führt Haupt-, Real- und Gesamtschule zusammen, besteht neben dem Gymnasium.

Die geplante, aber politisch noch nicht beschlossene Umgestaltung der Styrumer Schullandschaft ist anders geartet: Hier sollen die derzeit noch drei Grundschulen mit insgesamt sechs Teilstandorten auf zwei starke Schulen reduziert werden: eine an der Zastrow-, die andere an der Augustastraße, wozu allerdings auch bauliche Erweiterungen nötig wären. Im kommenden Frühjahr soll es zunächst ein Bestimmungsverfahren geben: Eltern entscheiden, ob aus der katholischen und der evangelischen Grundschule an der Zastrowstraße eine Gemeinschaftsgrundschule werden soll.