Mülheim. .
Vor dem Umzug stehen wichtige Bereiche der Frauenklinik im Evangelischen Krankenhaus. Chefärztin Dr. Andrea Schmidt verbindet daher ihre Bilanz für 2012 mit dem Blick auf ein Jahr, in dem die einzige Mülheimer Entbindungsstation moderner werden soll.
Es ist Weiberfastnacht, 11.06 Uhr. Werden in fünf Minuten die Möhnen Ihr Zimmer stürmen?
Dr. Andrea Schmidt: Nein, bei uns wird nicht gefeiert, denn die tägliche Arbeit muss weitergehen. Aber Rosenmontag haben wir die Chance, aus dem Fenster direkt auf den Zug zu schauen.
Im Jahr 2011 freuten Sie sich über einen Anstieg der Geburtenzahlen auf 596. Wie viele Babys kamen 2012 in der Frauenklinik zur Welt?
Schmidt: Wir hatten 580 Entbindungen. Der Trend geht bei Eltern ja schon länger dahin, ein Haus mit Kinderklinik aufzusuchen. Doch dafür müssen Mülheimer Frauen außerhalb der Stadtgrenzen gehen. Das ist eine sehr individuelle Entscheidung. Für eine normale Schwangerschaft und Geburt braucht man aber keinen Kinderarzt. Und wir haben auch täglich einen zur Visite im Haus.
Wäre es völlig abwegig, auch in Ihrem Haus eine Kinderstation einzurichten, als einzige in Mülheim?
Schmidt: Ich weiß nicht, ob darüber schon einmal nachgedacht wurde.
War unter den fast 600 Geburten eine, die sie persönlich besonders bewegend fanden?
Schmidt: Wir hatten beispielsweise eine Zwillingsentbindung bei einer Patientin, die vorher schon lange mit vorzeitigen Wehen bei uns lag. Es war sehr schön, dass dann alles gut gegangen ist. Eine andere Patientin wollte eigentlich anonym entbinden und hatte überlegt, ihr Kind zur Adoption frei zu geben. Sie ist noch sehr jung und hatte die Schwangerschaft auch vor ihrer Familie verheimlicht. Nach der Geburt hat sie sich aber umentschieden, ist gemeinsam mit ihrem Baby, Familie und Freunden nach Hause gegangen.
Gibt es in der Frauenklinik besondere Vorhaben für dieses Jahr?
Schmidt: Wir werden im Sommer unseren neuen Kreißsaal im Neubau beziehen, der größere Räume hat und wesentlich moderner ist Er grenzt direkt an die Wöchnerinnenabteilung. Dann haben wir auf der vierten Etage eine reine Frauenstation.
Die Elternschule sollte eigentlich schon im letzten Jahr eigene, zentrale Räumlichkeiten bekommen. Wie weit sind Sie damit?
Schmidt: Die Elternschule zieht bald in die Wertgasse 35, gleich gegenüber dem Krankenhaus. Dort gibt es verschiedene Räume für Kurse, Gymnastik, Treffen der Stillgruppe. Wir planen gerade die Termine, der Umzug erfolgt wahrscheinlich Anfang März.
Geburtsvorbereitung, Stillgruppe, Infonachmittage – längst nicht alle jungen Mütter, oder auch Väter, finden von sich aus den Weg in die Elternschule. Gehen Sie mit Ihren Beratungsangeboten auch nach draußen, in die Stadtteile?
Schmidt: Es gibt Kooperationen. So begleiten Mediatorinnen aus den Stadtteilbüros die Stillberaterinnen in unserem Haus.
Um als Dolmetscherinnen für ausländische Frauen zu helfen?
Schmidt: Nein, um sich bei Expertinnen über den Umgang mit Neugeborenen zu informieren und dieses Wissen wiederum in Kreise und Familien zu tragen, in denen noch viel Tradition gelebt wird. Auch andere Angebote der Elternschule, wie Erste Hilfe am Kind oder Homöopathie, werden so vermittelt. Wir arbeiten auch mit der Ev. Familienbildungsstätte zusammen, die Treffs und Informationen speziell für junge Schwangere anbietet. Mädchen zwischen 16 und 21, die sich vielleicht nicht trauen, in die Elternschule zu kommen. Also gehen wir in diese Kurse.
Wird es 2013 in der Frauenklinik wieder einen internationalen Familientag geben? Wie in den vergangenen beiden Jahren....
Schmidt: Ja. Wir wollen den Familientag mit der Einweihung des neuen Kreißsaals verbinden. Einen genauen Termin gibt es aber noch nicht.