Genau 546 Babys wurden 2010 im Evangelischen Krankenhaus geboren, auf Mülheims einziger Entbindungsstation. Das sind 15 Kinder weniger als im Jahr zuvor, kein großer Unterschied also. Doch zufrieden kann man im Haus mit dieser Bilanz nicht sein.
Zum einen wegen des allgemeinen Trends: Deutschlandweit wurde Ende Dezember bereits ein Geburtenzuwachs von rund 3,6 Prozent bejubelt (allerdings gibt es bislang lediglich Daten für die ersten neun Monate 2010). Im EKM dagegen verzeichnet man ein Minus von etwa 2,7 Prozent und denkt vielleicht wehmütig an das Jahr 2008 zurück, als hier 631 Babys ankamen.
Andererseits interessiert als Richtgröße natürlich auch, wieviele Mülheimer Kinder überhaupt geboren wurden. Denn die Entbindungsstation im Evangelischen ist zwar konkurrenzlos in der Stadt. Doch viele Eltern, die Nachwuchs erwarten, orientieren sich nach Oberhausen oder Essen, erst recht, wenn sie grenznah wohnen. Das Amt für Statistik bittet um Geduld: Erst im März wisse man die genaue Zahl der 2010 geborenen Kinder, die als Mülheimer Neubürger gelten, so Stadtsprecher Volker Wiebels. Eine Prognose immerhin ist möglich: „Es werden wieder über 1200 sein“ – nach 1249 Babys in 2009 und 1318 im Jahr zuvor, könnte man ergänzen.
Im Hinblick auf diese.Daten steckt sich das EKM ein ambitioniertes Ziel: „Wir möchten, dass 60 bis 70 Prozent aller Mülheimer Mütter bei uns entbinden“, erklärte neulich der Geschäftsführer Nils B. Krog. Dieser Aufgabe, neben vielen anderen,widmet sich seit September die neue Chefärztin der Frauenklinik, Dr. Andrea Schmidt. Sie weiß selbstverständlich, dass es werdende Mütter – auf maximale medizinische Sicherheit bedacht – zu den sogenannten „Perinatalzentren“ zieht. Diese, etwa am Evangelischen Krankenhaus Oberhausen oder an zwei Stellen in Essen, verfügen über eine Kinder-Intensivstation. In Mülheim gibt es solch ein Zentrum nicht, „es ist auch nur in den seltensten Fällen erforderlich“, betont Dr. Schmidt.
Im Gegenteil: Für Schwangere ohne besonderes Risiko sei persönliche Betreuung und ein positives Klima im Kreißsaal wichtiger, „und diesen Ansprüchen“, so Schmidt, „werden Perinatalzentren mit ihren hohen Entbindungszahlen weniger gerecht. Ich möchte hin zu mehr Service, individueller Geburtshilfe.“ Beispielsweise wurde eine ärztliche Schwangeren-Sprechstunde eingeführt, „um etwaige Probleme und Ängste schon vorher zu besprechen“.
Dabei geht es oft auch um die Frage: Kaiserschnitt, ja oder nein? 2010 kamen 168 Säuglinge in Mülheim per Sectio zur Welt, eine Rate von knapp 31 Prozent. „Damit liegen wir etwa im Bundesdurchschnitt“, sagt Dr. Schmidt.