Mülheim. .

Alt an Jahren, mehrere Kinder zur Welt gebracht – da müsse man sich halt mit der Blasenschwäche, einer Inkontinenz, abfinden. So dächten noch viele Frauen, sagt Dr. Andrea Schmidt, Chefärztin der Frauenklinik am Evangelischen Krankenhaus, und hat für sie die Botschaft: „Keiner muss mit einer Inkontinenz leben, auch nicht im hohen Alter.“ Er gebe gute Möglichkeiten, diese zu beheben. Nur melden müssten sich die Betroffenen, offen mit ihrem Hausarzt oder Frauenarzt über das Problem reden.

Genau das tun jedoch viele nicht. „Tabuthema Inkontinenz“ ist das Thema des nächsten WAZ-Medizin-Forums im Evangelischen Krankenhaus an der Wertgasse (Großes Kasino). Es findet am Mittwoch, 20. Juni, um 18 Uhr statt. Neben Dr. Andrea Schmidt, die über Blasenschwäche und Therapiemöglichkeiten referiert, wird Prof. Heinz-Jochen Gassel, Chefarzt der Chirurgie, sich mit neuen Therapieformen bei Stuhlinkontinenz befassen, und der Urologe Prof. Tim Schneider geht dem Thema „Reizblase“ nach. Die Veranstaltung richtet sich an Frauen wie Männer.

Verzicht auf Trinken verschärft das Problem

Das Problem der Inkontinenz trifft sehr häufig auf. Von der Harninkontinenz sind bundesweit etwa sechs bis acht Millionen Menschen betroffen, von der Stuhlinkontinenz rund 800.000. Wahrscheinlich, so Andrea Schmidt, befänden sich nur 20 Prozent von ihnen in einer Therapie, auch wenn der Leidendruck durchaus groß sei.

Die Mediziner unterscheiden zwischen einer Belastungsinkontinenz, bei der ein Defekt im Verschluss der Blase oder der Harnröhre vorliegt. Schon beim Husten, Niesen oder Lachen geht ungewollt Urin ab. Die andere Form ist die Dranginkontinenz, bei der ein hyperaktiver Blasenmuskel vorliegt. Die fatale Folge sei häufig, dass die Betroffenen weniger trinken würden, und dadurch das Problem eher noch verschärften, so die Chefärztin.

Erfolgversprechende Heilmethoden

Therapiemöglichkeiten gebe es viele, je früher die Betroffene beginne, desto größer seien auch die Heilungsaussichten. Zu den Therapien gehören gymnastische Übungen, ein Beckenbodentraining. „Mindestens drei Monate sollte man konsequent trainieren“, so Andrea Schmidt. Medikamente stehen zur Verfügung, aber auch operative Eingriffe, die heute minimalinvasiv durchgeführt werden. Dabei wird unter die Harnröhre ein Bändchen gesetzt. „Wir haben dabei eine hohe Erfolgsquote“, sagt Andrea Schmidt.

Wer an dem Medizin-Forum teilnehmen möchte, wird gebeten, sich unter 01802/404072 anzumelden. Die Ärzte stehen auch für Fragen bereit.

01802/404072