Mülheim..
Auf den Tag genau 80 Jahre ist es her, dass Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde. Für Emil Kirdorf dürfte dieser 30. Januar 1933 ein hoffnungsfroher Tag gewesen sein. Der Mülheimer Industrielle war bereits 1927 Mitglied der NSDAP geworden und mit Hitler befreundet. In seinem Landhaus im Uhlenhorst, dem „Streithof“, empfing er den Diktator mehrmals.
Der 90. Geburtstag wurde am 8. April 1937 mit Kaffee und Kuchen gefeiert. Das unscharfe Schwarz-Weiß-Foto zeigt nicht nur die filigranen Kaffeetassen auf Spitzendecke, es belegt auch die freundschaftliche Verbundenheit des Industriellen, den man heute wohl „Manager“ nennen würde, und des Diktators: Im freundlichen Gespräch sind sie einander zugeneigt, und auch abseits davon einander zugetan.
Kirdorf setzte sich für seinen Freund ein
Hitler hofierte den früheren Generaldirektor der Gelsenkirchener Bergwerks AG als „nationale Legende“. Kirdorf sah, so schreibt Jens Roepstorff, Fachbereichsleiter des Stadtarchivs, in einem „Mülheimer Zeitzeichen“, in Hitler „den Mann, der die politischen und wirtschaftlichen Probleme in Deutschland überwinden und den Deutschen ihren Nationalstolz zurückgeben würde“.
Deshalb setzte Kirdorf sich für seinen Freund ein. „Er hat Hitler in industriellen Kreisen salonfähig gemacht“, sagt Roepstorff und nennt als Beispiel eine Rede vor dem Düsseldorfer Industrieclub. „Kirdorf hat sie erst möglich gemacht.“ Das war im Januar 1933.
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Für Andreas Marquard, der die Mülheimer Kreisvereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) leitet, lässt sich daraus klar ableiten, dass Kirdorf Hitler umfassend förderte, mit seinen Kontakten ebenso wie mit Geld. Marquard vermutet in Letzterem einen wichtigen Aspekt für die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler.
Ohne Zweifel finanzielle Unterstützung
„Finanzielle Unterstützung ist da ganz ohne Zweifel gelaufen“, sagt Marquard. Immerhin „war Hitler ganz oft auf dem Streithof zu Besuch. Nicht nur zum 90. Geburtstag.“ Diese Besuche sind historisch belegt, bestätigt Jens Roepstorff: „Immer wenn der Führer kam, war das eine Notiz in der Zeitung wert.“
Den Zweiten Weltkrieg und die Vernichtung von Millionen Leben erlebte Emil Kirdorf nicht mehr: Er starb am 13. Juni 1938 auf dem Streithof. Das Anwesen stand dann leer, wurde nach Kriegsende erst geplündert und dann als Offiziersunterkunft genutzt. 1951 richtete das DRK dort ein Altenheim ein und betrieb von 1973 bis 1999 eine Klink für Suchtkranke, bevor es verkauft wurde. Heute steht der Streithof unter Denkmalschutz, ist Teil der Route der Industriekultur und wieder ein Wohnhaus.